Degenkolb erfolgreich auf Mallorca und optimistisch für die Zukunft: „Geht bei Null los“

Möchte in dieser Saison bei den Klassikern wieder ganz vorne mitmischen: John Degenkolb (Trek-Segafredo) - Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de

Zwei Rennen, zwei Siege: Für John Degenkolb (Trek-Segafredo) hätte das Radsportjahr 2018 bei der Mallorca-Challenge nicht besser beginnen können – und dürfte nach den enttäuschenden beiden Jahren zuvor wie Balsam auf die gebeutelte Seele wirken.

Im radsportkompakt.de-Interview auf Palma spricht der in Oberursel bei Frankfurt lebende 29-Jährige darüber, wieso die Vergangenheit vergessen ist und wie er in dieser Saison mit frischer Kraft und neuem Elan wieder um große Siege mitsprinten möchte.

Herr Degenkolb, zwei Siege in zwei Einsätzen auf Mallorca – das Jahr 2018 lässt sich gut an oder?

Ich wusste, dass ich gut drauf bin, habe mich die ganz Zeit gut gefühlt und bin gut durch den Winter gekommen. Und wir sind hier als Mannschaft geschlossen aufgetreten.  Im Moment läuft es – diese Welle müssen wir einfach mitnehmen. Alle sind super motiviert. Wir stehen aber jetzt noch ganz am Anfang und jede Woche stehen wichtigere Rennen an. Mitte März geht es für mich dann richtig los mit Mailand-Sanremo.

Die Folgen ihres Trainingsunfalls aus dem Januar 2016 spüren und behindern Sie nicht mehr?

Das ist komplett abgehakt und verarbeitet. Ich habe überhaupt keine Einschränkungen mehr, bis das ich hier und da ein paar Naben habe (lacht). Ansonsten ist diesbzüglich alles vergessen.

Wie sieht das Programm bis zu den Frühjahrsklassikern aus?

Ich bin jetzt noch einmal eine gute Woche zuhause, bevor ich dann zur Dubai Tour fliege. Dann geht es weiter zur Algarve-Rundfahrt nach Portugal, danach bin ich noch einmal für eine Woche auf Mallorca im Trainingslager und dann fahre ich vor den Klassikern noch Paris-Nizza.

Die Saison 2017 endete für Sie äußert unschön mit dem krankheitsbedingten Vuelta- und dem daraus resultierenden WM-Aus. Das scheint alles überwunden zu sein.

Das war natürlich echt frustrierend und nochmal ein großer Rückschlag. Aber solche Momente gibt es, aber es gilt einfach nach vorne zu blicken. Es war einfach wichtig genau abzuchecken, was der Grund dafür war und welche Ursachen es gab. Es war einfach eine gesundheitliche Geschichte, weshalb ich nicht meine Leistung abrufen konnte. Aber alles ist wieder gut und es geht von Null los. Das macht mich optimistisch.

Sie spielen mit dem Gedanken, auch bei einem Ardennenklassiker an den Start zu gehen.

Wenn ich gut durch das Frühjahr komme, ist es auf alle Fälle eine Option das Amstel Gold Race zu fahren und den Klassikerblock durchzufahren. Sonst habe ich immer nach Paris-Roubaix eine Pause gemacht und bin dann in Frankfurt wieder eingestiegen bin. Das hängt aber auch davon ab, wie ich die Klassiker fahren, wie erfolgreich ich war und wie die Form und die Moral sind. Den Fléche Wallonne oder Lüttich-Bastogne-Lüttich werde ich aber sicher nicht fahren.

Und zwischen den Klassikern und der Tour de France?

Das steht noch in den Sternen. Wenn ich die Klassikersaison so wie ich es plane durchkomme, steht im Mai nach Eschborn-Frankfurt dann erstmal nichts auf dem Programm. Eine kurze Pause und dann einen ruhigen Trainingsaufbau. Die Dauphine ist wegen der Tour dieses Jahr sehr weit nach hinten verschoben, daher könnte dann es auf die Tour de Suisse hinauslaufen.

Der Kurs der Deutsche Meisterschaft in Einhausen ist eher was für die klassischen Sprinter?

Wenn der Kurs so flach ist, ist es nichts was mir unbedingt liegt. Aber es ist nicht weit von zuhause und ich werde auf alle Fälle am Start stehen. Als Einzelkämpfer hat man es sowieso nicht ganz so einfach.

Danach kommt die Tour, bei der Ihnen noch ein Tagessieg fehlt. Besonders die in Roubaix endende 9. Etappe dürfte Ihnen eine große Chance bieten, dies zu ändern.

Es ist auf alle Fälle eine außergewöhnliche Etappe. Ich werde mich sicherlich im Vorfeld die Strecke noch einmal genauer anschauen, Teile von ihr kenne ich ja schon.  Die Streckenabschnitte sind schon ziemlich schwer und das macht es bei der Tour, wo nicht nur Klassikerspezialisten dabei sind, sicherlich zu einer super nervösen Etappe.

Ist ein Vuelta-Start angedacht, wo sie bis dato ja schon zehn Etappen gewinnen konnten?

So wie es momentan aussieht, ist die Vuelta in diesem Jahr kein Thema. Wir haben  viele junge Fahrer in unserer Mannschaft, die dort ihre Chance bekommen könnten und ich auch gerne mal wieder in Hamburg am Start stehen möchte.

Der WM-Kurs in Innsbruck dürfte Ihnen hingegen nicht wirklich liegen. Schließen Sie einen Start aus?

Ich glaube nicht, dass mir der Kurs in irgendeiner Art und Weise entgegenkommen wird. Ich werde nach der Tour de France einfach schauen und möchte jetzt nicht sagen, dass ich dort auf keinen Fall an den Start gehen werde. Man einfach mal sehen, wie die Aufstellung der deutschen Mannschaft sein wird. Wenn es einen Platz für mich gibt, kann ich mir natürlich vorstellen an den Start zu gehen – selbst wenn es eine Helferrolle sein würde. Für mich ist immer eine Ehre, bei einer WM am Start zu stehen. Daher sage ich nicht schon vorher, ich will da nicht dabei sein. Es kommt halt einfach auf die Ausrichtung der Mannschaft an.

Vielen Dank für das Gespräch, vor allem Gesundheit und nur das Beste für die Saison 2018.

Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de

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