Armstrong reagiert scharf: „Das riecht nach Rache“
In gewohnter Schärfe hat Lance Armstrong auf die neuerlichen Entwicklungen in der Doping-Affäre um seine Person kontra gegeben.
Der siebenmalige Tour-de-France-Sieger reagierte auf einen Bericht der niederländischen Zeitung De Telegraaf, wonach Armstrongs ehemalige Teamkollegen George Hincapie, Levi Leipheimer, David Zabriskie, Christian Vande Velde und Jonathan Vaughters gegen ihren ehemaligen Kapitän vor der US-Anti-Doping-Agentur (USADA) ausgesagt haben sollen.
„Das riecht nach Rache“
„Es geht nicht darum, dass die USADA den Radsport sauber machen will. Es geht eher um eine selektive Strafverfolgung. Das riecht nach Rache“, teilte Armstrong über sein Lieblingsmedium twitter mit. „Damit ich das richtig verstehe… ‚Kommt rein und erzählt der USADA exakt, was sie hören will, und im Gegenzug bekommt ihr Immunität, Anonymität und die Möglichkeit, das größte Radrennen der Welt fortzusetzen‘?“, twitterte der 40-jährige Texaner weiter.
De Telegraaf hatte am gestrigen Donnerstag berichtet, dass die fünf US-Amerikaner vor der USADA als Kronzeugen ausgesagt haben sollen. Für ihre „Redseligkeit“ soll die Behörde die vier noch aktiven Profis Hincapie (BMC Racing), Leipheimer (Omega Pharma-Quick Step), Vande Valde und Zabriskie (Garmin-Sharp) eine sechsmonatige Dopingsperre nach Saisonende „angeboten“ haben.
Kein klares Dementi von Hincapie & Co.
Alle vier Fahrer sind momentan für ihre Teams bei der 99. Tour de France im Einsatz. Ex-Profi Vaughters steht dem US-Team Garmin-Sharp von Vande Velde und Zabriskie als Teamchef vor. Keine der namentlich Genannten wollte dem Telegraaf-Bericht, den die New York Times inzwischen mit eigenen Quellen bestätigte, bis dato widersprechen.
„Ich bin enttäuscht darüber, dass das Thema wieder aufgebracht wird. Ich bin hier, um meinen Job zu machen“, hatte Tour-Rekordteilnehmer Hincapie vor dem Start der 5. Etappe zu Protokoll gegeben. Der 39-jährige New Yorker, der seine Laufbahn mit Ende der Saison sowie beendet, hatte Armstrong bei all seinen sieben Tour-Siegen von 1999 bis 2005 als Helfer zur Seite gestanden.
Die USADA hatte Mitte Juni in einem 15-seitigen Brief Anklage gegen Armstrong, dessen langjährigen Teamchef Johan Bruyneel sowie die Sportmediziner Dr. Pedro Celaye, Dr. Luis Garcia del Moral, Dr. Michele Ferrari, und Jose „Pepe“ Marti erhoben. Sie alle sollen an systematischem Doping in den ehemaligen Armstrong-Rennställen US-Postal (1996-2004), Discovery Channel (2005-2007), Astana (2009) und RadioShack (2010) beteiligt gewesen sein.
Die Beweise beruhen mit großer Wahrscheinlichkeit auf den Ermittlungen, welche die staatlichen US-Behörden unter Vorsitz von Sonderfahnder Jeff Novitzky zuvor in zwei Jahren zusammengetragen hatten. Das Verfahren wurde Anfang Februar ohne Angabe von Gründen eingestellt. Ein strafrechtlichtes Verfahren wäre – sollte Armstrong, dem die Aberkennung seiner Tour-Titel droht, nun doch sportrechtlich durch die USADA belangt werden – nur die logische Konsequenz.
Foto: Mark Kuchel