UCI kapituliert: Astana fährt auf Bewährung, Europcar verliert WorldTour-Lizenz

Das Astana-Team beim WM-Mannschaftszeitfahren 2013Trotz mehrerer Dopingfälle sowie Hinweise auf systematisches Doping hat die kasachische Astana-Mannschaft im Nachsitzen vom Radsport-Weltverband UCI die WorldTour-Lizenz für die kommende Saison erhalten. Das Team Europcar fährt indes im nächsten Jahr nicht in der Beletage.

„Im Falle Astana handelt es sich aufgrund der Zahl der Dopingfälle um eine sehr ernste Angelegenheit unseres Sports. Wir werden die Situation sehr aufmerksam beobachten und auf die Ergebnisse der Prüfung warten“, erklärte UCI-Präsident Brian Cookson in einem ausführlichen Statement vom Mittwochabend. Das Team fahre fortan „auf Bewährung“ meinte Cookson weiter.

Angebliche Ferrari-Kontakte bleibt vorerst außen vor

Astanas Startberechtigung war von der UCI-Lizenz-Kommission einer näheren Prüfung unterzogen worden, weil in den letzten Monaten fünf Fahrer des WorldTour- und des Nachwuchsteams des Dopings überführt wurde. Zudem spielte Cookson auf die durch italienische Medien publik gewordene und auf 550 Seiten dokumentierten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Padua an, wonach der Rennstall Kontakte zu dem lebenslang gesperrten italienischen Dopingarzt Michele Ferrari unterhalten haben soll.

UCI beobachtet Ermittlungen

„Bis jetzt sind die Einzelheiten darüber der UCI und der Lizenzkommission nicht bekannt und es wurden daraus keine Konsequenzen gezogen. Die UCI wird die Kommission erneut zusammenrufen, wenn daraus Beweise gegen das Team hervorgehen“, heißt es in dem UCI-Statement dazu. Die La Gazzetta dello Sport berichtete unter anderem über angebliche Fotos der Ermittler, welche Astana-Teamchef Alexander Winokurow zusammen mit Ferrari am Rande eines Trainings-Camps in Montecatini Terme in der Toskana im November 2013 in Vorbereitung auf die Saison 2014 zeigen sollen. Die UCI erklärte zudem, dass ein weiterer Dopingfall den Lizenz-Entzug für Astana zur Folge hatte.

Astana glücklich und stolz

„Wir sind glücklich und stolz, verkünden zu dürfen, das wir eine Lizenz für die World Tour 2015 erhalten haben und im kommenden Jahr auf dem höchsten Level unseres Sports fahren können“, teilte der Rennstall bereits vor der offiziellen UCI-Bestätigung auf seiner Webseite mit. Die für das WorldTour-Team fahrenden Brüder Maxim und Valentin Iglinskiy wurden positiv auf EPO getestet und gesperrt, aus dem mittlerweile geschlossenen Continental-Team wurde Ilja Dawidenok, Victor Okishev und Artur Fedossejew der verbotene Einsatz anbole Steroide nachgewiesen.

Sky-Profi Kennaugh: „Was für ein Witz“

Die Begeisterung in Grenzen hielt sich aufgrund der Lizenzerteilung allerdings bei Fahrern anderer Rennställe. So twitterte der britische Straßenmeister Peter Kennaugh vom Team Sky: „Was für ein Witz dieser Sport sein kann! Die sauberen Fahrer müssen sich zusammentun und diese Betrüger raustreiben. Genug ist genug.“ Auch bei Kennaugh weiblicher Kollegin Marijn Vries fand der UCI-Entscheid wenig Anklang. „Ich kann nicht ausdrücken wie enttäuscht ich bin, UCI und Brian Cookson. Wie können sie jemals erwarten, dass die Leute beginnen uns zu glauben“, twitterte die niederländische Giant-Shimano-Fahrerin.

Europcar bekommt keine Lizenz

Außen vor blieb indes die französische Europcar-Equipe, die in ihrer letzten Saison mit dem Autovermieter als Hauptsponsor nur zweitklassig fahren wird. Die Mannschaft von Teamchef Jean-René Bernaudeau habe laut der Lizenz-Kommission „die finanziellen Kriterien nicht erfüllt“. Die UCI werde nun prüfen, „ob es möglich ist, die Mannschaft als ProContinental-Team zu registrieren“.

Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de

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