Jaksche: „Das Problem ist nicht Armstrong, sondern das System“
Der geständige Dopingsünder Jörg Jaksche glaubt nicht, dass sich das Dopingproblem trotz der Causa Lance Armstrong aus dem Radsport verflüchtigt hat.
„Plötzlich hat nicht der Radsport ein Problem, sondern es ist Lance Armstrong. Aber es ist nicht so, dass jetzt, wo er draußen ist, das Doping-Problem aus dem Radsport ist“, sagte der 36-jährige gebürtige Franke dem österreichischen Internetportal LAOLA1.at.
Armstrong sieht Jaksche, der mittlerweile in seiner österreichischen Wahlheimat Innsbruck ein BWL-Studium aufgenommen hat, jedoch nur als Spitze des Eisberges: „Er wird stigmatisiert, aber das Problem ist nicht Lance Armstrong, sondern das System, das eben solche Auswüchse zugelassen hat.“
„Halte die UCI für inkompetent“
Auch mit dem Weltverband UCI ging der ehemalige Paris-Nizza-Sieger hart ins Gericht. „Ich halte die UCI für zu inkompetent, dass sie hier gar nichts weitermachen. Jetzt will man eine Hotline einrichten, auf der man anonym Hinweise geben kannTotal lächerlich, wenn ich mir den Fall Bjarne Riis anschaue“, meinte Jaksche. In seinem einstigen CSC-Teamchef sieht der Ex-Profi ein Kernproblem des Radsports.
Kernproblem Riis
„Die UCI hat eidesstattliche Versicherungen von Tyler Hamilton und mir über Doping-Praktiken unter seiner Team-Führung vorliegen. Und was passiert? Die UCI ignoriert das einfach, obwohl es Schwarz auf Weiß vor einem Richter ausgesagt wurde“, sagte Jaksche. Der Glaube an einen sauberen Radsport sei illusorisch, da immer die heutigen „Team-Manger, Funktionäre, Ärzte, alle etwas mit Doping zu tun hatten. Mein Lieblings-Beispiel ist da immer wieder Bjarne Riis“, betonte Jaksche.
„Es treffen sich nicht alle schlechten Menschen beim Radsport“
Das Dopingproblem ist nach Meinung Jaschkes jedoch kein alleiniges Übel des Radsports. „Es treffen sich nicht alle schlechten Menschen beim Radsport“, meinte er. Als Beispiel nennt der Wahl-Österreicher den Wintersport: „Man darf auch nicht denken, dass beim Skisport nur nette Naturburschen am Start sind, die Mamis Schnitzel essen und deshalb so dicke Oberschenkel haben.“
Jaksche legte im Jahr 2007 ein umfassendes Dopinggeständnis ab. Darin berichtete er detalliert über Dopingpraktiken in den Mannschaften, bei denen er unter Vertrag stand. Dem Weltverband UCI war dieses Geständnis eher ein Dorn im Auge. “Pat McQuaid sagte mir, dass er es lieber gehabt hätte, wenn ich mit bestimmten Dingen anders umgegangen wäre”, erklärte Jaksche gegenüber der USADA. Nach seinem Geständnis habe er von der UCI nichts mehr gehört.
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