„Ihr solltet euch schämen!“: Giro-Sonderwertung sorgt für heftige Kritik

Marcus Burghardt bei einer Abfahrt

Kurz vor dem am Freitag auf Sardinien beginnenden 100. Giro d’Italia (5. bis 28. Mai) hat eine neu eingeführte Sonderwertung für teilweise heftige Reaktionen im Fahrerfeld gesorgt.

Neben den üblichen Wertungstrikots wollen die Giro-Organisatoren bei der Jubiläumsausgabe der Italien-Rundfahrt in der Wertung „Pirelli Premio Miglior Discesista“ auch den besten, oder besser wagemutigsten, Abfahrer auszeichnen. Im Fahrerfeld wurde die Einführung der neuen Spezialwertung in den sozialen Netzwerken teilweise heftig kritisiert.

Heftige Kritik aus dem Fahrerfeld

„Es ist noch nicht lange her, dass wir unseren Freund und Kollegen Wouter Weylandt bei einem Sturz in der Abfahrt verloren haben. Soll das wieder passieren?! NEIN!!!“, twitterte etwa Marcus Burghardt vom Team Bora-hansgrohe und erinnerte an den bei der Italien-Rundfahrt 2011 auf einer Abfahrt tödlich verunglückten Belgier.

„Ernsthaft? Ihr solltet euch schämen, wenn das stimmt. Gibt es nicht schon genug Stürze? Euch geht es nur um das Spektakel“, schrieb indes der belgische Trek-Segafredo-Profi Jasper Stuyven.

„Lebensgefährliche Idee, dem besten Abfahrer beim Giro einen Preis zu geben? Ich hoffe, das ist ein Witz? Was ist mit der Sicherheit?“, twitterte der Niederländer Wout Poels vom britischen Team Sky.

Auch Fahrervereinigung ANAPRC übt Kritik

Heftige gab es auch von der nordamerikanischen Fahrervereinigung ANAPRC (Association of North American Professional Road Cyclists), deren Direktor Michael Carcaise die Sonderwertung „gefährlich und verantwortungslos“ bezeichnete.

„Der Sponsor und die Giro-Organisatoren sollten einen anderen Weg finden, dieses wunderschöne Rennen und die Fahrer, die es zum Leben erwecken, zu unterstützen“, so Carcaise. „Natürlich ist Abfahren ein Teil des Rennsports, aber es sollte nicht in einen neuen Wettbewerb münden, der die Risikobereitschaft um ihrer selbst willen steigert.“

Erst vor wenigen Tagen war der 21 Jahre alte US-Amerikaner Chad Young bei der Tour of the Gila in den USA auf einer Abfahrt tödlich verunglückt.

Zehn Wertungssegmente

Insgesamt werden zehn Segmente zur Wertungsabnahme gekennzeichnet, unter anderem auch die Abfahrt vom 2.758 Meter hohen Stelvio, dem Dach des diesjährigen Giros. Am Ende der jeweiligen Etappe erhält der schnellste Abfahrer 500 Euro und acht Punkte gutgeschrieben, die weiteren Plazierten erhalten fünf, drei, zwei und einen Punkt. Der Wertungs-Gesamtsieger erhält am Ende ein Preisgeld von 5000 Euro – und damit genauso viel wie der beste Kletterer.

Die Abfahrts-Segmente beim 100. Giro d’Italia:

8. Etappe: Monte Sant’Angelo (ab Kilometer 100,7)
9. Etappe: Chieti (ab Kilometer 91,2)
11. Etappe: Monte Fumaiolo (ab Kilometer 135,8)
12. Etappe: Colla di Casaglia (ab Kilometer 63,4)
15. Etappe: Selvino (ab Kilometer 170,8)
16. Etappe: Passo dello Stelvio (ab Kilometer 143,5)
17. Etappe: Passo de Tonale (ab Kilometer 60,2)
18. Etappe: Passo Pordoi (ab Kilometer 26,0)
19. Etappe: Sella Chianzutan (ab Kilometer 104,7)
20. Etappe: Monte Grappa (ab Kilometer 122,7)

Twitter-Reaktionen zum „Pirelli Premio Miglior Discesista“:

Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de

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