Haftstrafen für dopende Sportler: Degenkolb begrüßt Anti-Doping-Gesetzentwurf
Mit aller Härte gegen Sportbetrüger: Deutschland sagt dopenden Sportlern und deren Hintermännern mit einem staatlichen Anti-Doping-Gesetz den Kampf an – Haftstrafen drohen demnach künftig auch den Sportlern. Top-Sprinter John Degenkolb begrüßt das Gesetz.
Der Anti-Doping-Kampf wird auch in Deutschland zur Staatsangelegenheit: Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) stellten am Mittwoch einen entsprechenden, auf 46 Seiten verfassten, Gesetzesentwurf in Berlin der Öffentlichkeit vor. Das Gesetz sieht für dopende Athleten eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren vor, wodurch erstmals auch dopende Athleten für den illegalen Einsatz verbotener Substanzen außerhalb der Sportgerichtsbarkeit zur Rechenschaft gezogen werden können. Das Gesetz soll voraussichtlich im Frühjahr 2015 verabschiedet werden.
Bis zehn Jahre Haft für Hintermänner
Für am Doping beteiligte Hintermänner sollen zudem Höchststrafen bis zu zehn Jahre Gefängnis abgerufen werden, auch der alleinige Besitz von Doping-Mitteln soll unter Strafe gestellt werden. „Ziel des Gesetzes ist es, die Integrität des Sports zu bewahren und Doping zu bekämpfen. Wir stellen ein wirksames, kurzes, klares – aber auch ein hartes Gesetz vor“, sagte de Maizière. Seitens der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA wurde der Gesetzesentwurf mit Wohlwollen aufgenommen. „Das ist ein klarer Schritt in die richtige Richtung. Es ist ein klares Zeichen für den sauberen Sport”, sagte NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann.
Degenkolb begrüßt Gesetzesentwurf
Auch Radprofi John Degenkolb (Giant-Shimano) begrüßte den Gesetzentwurf. „Ich finde, es ist ein wahnsinnig wichtiger Schritt, der eigentlich schon viel zu lange auf sich warten ließ. Ich denke, dass es den Sport sauberer macht und auch die Abschreckung gegenüber Doping einfach noch einmal erhöht“, meinte der 25 Jahre alte Geraer in einem Interveiw mit hr-online. „Man braucht nun noch mehr kriminelle Energie, um überhaupt damit anzufangen. Das gibt uns Sportlern, die den Sport sauber betreiben, nochmal einen Vorteil.“
Haftstrafen „völlig gerechtfertigt“
Haftstrafen für überführte Sportler hält der Top-Sprinter für angemessen und sagte: „Man betrügt und das ist nichts anderes, als wenn man Steuern hinterzieht oder betrunken Auto fährt. Deshalb finde ich es völlig gerechtfertigt, dass da solch hohe Strafen eingeführt werden.“ Wie auch sein Teamkollege Marcel Kittel sowie Tony Martin (Omega Pharma-Quick Step) machte sich Degenkolb bereits mehrfach öffentlich für ein Anti-Doping-Gesetz stark.
Geteiltes Echo bei Anti-Doping-Experten
Auf geteiltes Echo stieß das Gesetzesentwurf bei deutschen Anti-Doping-Experten. So glaubt der Mainzer Sportmediziner Perikles Simon, dass die Zahl der Dopingfälle aufgrund des Gesetzes zurückgehen werde. „Ich denke schon, und zwar deshalb, weil das Umfeld des Dopers jetzt auch betroffen ist“, erklärte der Anti-Doping-Kämpfer gegenüber dem Deutschlandfunk. Indes kritisierte der Heidelberger Molekularbiologe Werner Franke, dass es strafrechtliche Konsequenzen nur für Spitzenathleten und Profis geben solle, nicht aber für Amateure und Freizeitsportler. „Das ist entweder total dumm oder total hinterhältig“, sagte Franke in einem Interview mit dem Radiosender hr1.
Bis dato konnten mittels des Arzneimittelgesetzes dopende Athleten strafrechtlich nicht verfolgt werden, sondern lediglich die Hintermänner, wie Ärzte, Hersteller, Händler oder Trainer. Des Dopings überführte Sportler unterlagen indes ausschließlich der Sportgerichtsbarkeit. In anderen europäischen Ländern wie Italien, Spanien oder Frankreich ist der Kampf gegen Doping seit mehreren Jahren gesetzlich geregelt.
Foto: Christopher Jobb / www.christopherjobb.de