Schumacher legt gegen Holczer nach: „Er hat Russisch Roulette gespielt“

Hat nach jahrelangem Leugnen Doping gestanden: Stefan Schumacher - Foto: Gianluca GozzoliDer geständige Dopingsünder Stefan Schumacher hat seine Vorwürfe gegen den ehemaligen Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer erneuert – und glaubt, dass der Radsport inzwischen sauberer ist als noch vor ein paar Jahren.

„Er hat Russisch Roulette gespielt. Antidopingkampf war sein Marketingkonzept nach außen. Dabei hat er gewusst, was im Team läuft“, sagte der 31-jährige Nürtinger in einem Interview der Stuttgarter-Zeitung. „Er hat sich nicht die Finger schmutzig gemacht, er kam nicht mit dem Koffer Epo an, so funktioniert es nicht“, erklärte der zweimalige Tour-de-France-Etappensieger weiter.

Betrugsverfahren beginnt morgen

Ab dem morgigen Mittwoch (10. April) muss sich Schumacher vor dem Landgericht Stuttgart in einem Präzedenzverfahren gegen eine Betrugsanklage verteidigen. Hauptbelastungszeuge: Hans-Michael Holczer, der am 18. April aussagen wird. Der gelernte Realschullehrer verlangt von Schumacher die Rückerstattung von Gehaltzahlungen in Höhe von 150.000 Euro. Dieser, so Schumacher, habe bei Gerolsteiner den unerlaubten Medikamenteneinsatz „toleriert und die Voraussetzungen geschaffen, indem er entsprechende Ärzte einstellte“.

„Holczer wusste, was im Teambus abgeht“

Trotz der Dopingfälle der Gerolsteiner-Profis Schumacher, dem Österreicher Bernhard Kohl und dem Italiener Davide Rebellin, habe Holczer nach eigener Aussage nie etwas von Dopingpraktiken im Team mitbekommen. Dem widersprach Schumacher erneut: „Er hat mit mir auch über medizinische Dinge gesprochen, und er wusste, wie es im Teambus so zugeht.“ Holczer selber wies alle Anschuldigungen Schumachers von sich. „Schumacher will mich gezielt diskreditieren“, sagte der 59-Jährige vor ein paar Tagen dem SWR.

Vor zehn Tagen hatte Schumacher, der aktuell beim dänischen Drittdivisionär Christina Watches unter Vertrag steht, in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel jahrelanges Doping gestanden. Sowohl bei der Tour de France 2008 sowie bei den Olympischen Spielen von Peking wurde Schumacher positiv auf das Blutdopingmittel CERA getestet und im Jahr 2009 dafür zwei Jahre gesperrt.

„Heute ist ein Großteil sauber“

„Doping wird zum Alltag wie der Teller Nudeln nach dem Training“, hatte Schumacher dem Spiegel-Interview zu Protokoll gegeben. Als Beispiel für die Dopingkultur vor einigen Jahren nennt der Schwabe in dem Gespräch mit den Stuttgarter-Nachrichten seinen Sieg beim niederländischen Ardennenklassiker Amstel Gold Race 2007: „Von der Siebenergruppe, aus der heraus ich das Rennen gewonnen habe, ist mittlerweile mit Ausnahme von Paolo Bettini jeder überführt worden.“

Dem Radsport von heute stellt der WM-Dritte 2007 ein besseres Zeugnis aus: „Früher war ein Großteil gedopt, heute ist ein Großteil sauber. Zumindest hoffe und glaube ich das.“ Die heutigen Rennen wirken auf ihn so, „als hätten viele ihr Programm mindestens reduziert“. Die Entwicklung stimme ihn positiv und Schumacher selber wolle versuchen, das durch jahrelanges Lügen verlorengegangene „Vertrauen zurückzugewinnen“.

Foto: Gianluca Gozzoli / Lizenzbedingungen

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