Scharping: „NADA fehlen die Möglichkeiten“
Rudolf Scharping, Präsident des Bund Deutscher Radfahrer (BDR), hat sich nach den Enthüllungen der US-Anti-Doping-Agentur USADA für ein Umdenken im deutschen Anti-Doping-Kampf ausgesprochen.
„Das Zusammenwirken staatlicher Ermittlungsbehörden und der Sportgerichtsbarkeit ist in Deutschland verbesserungsfähig und auch verbesserungsbedürftig“, sagte der 67-Jährige in einem Interview mit dem Tagesspiegel (Mittwoch). Das Handwerkszeug der USADA solle nach Meinung Scharpings dabei als Vorbild dienen.
Speziell für die deutsche Nationale Anti-Doping-Agentur NADA fordert der ehemalige Verteidigungsminister mehr Kompetenzen: „Die USAD hat Möglichkeiten, die unsere Nationale Anti-Doping Agentur leider nicht hat – oder nur eingeschränkt. Beispiesweise kann die USADA eine Kronzeugenregelung anbieten, die NADA leider nicht.“
Unterstützung für Merk
Wie jüngst die bayerische Justizministerin Beate Merk (CSU) fordert Scharping eine engere Verzahnung von Sport und Politik, um Dopingsündern auf die Schliche zu kommen: „Ich stehe hier den Standpunkten von Frau Merk näher als manch einer in Politik oder Sport. So konnte die USADA doch überhaupt erst diese Enthüllungen vorantreiben.“
Merk macht sich bereits seit mehreren Jahren für einen Straftatbestand „Sportbetrug“ stark. Im Jahr 2009 richtete die CSU-Politikerin in Bayern die erste Anti-Doping-Staatsanwaltschaft ein. In Deutschland unterliegen des Dopings überführte oder verdächtige Sportler lediglich der Sportgerichtsbarkeit.
Pevenage-Ausssagen „absoluter Quatsch“
Als „absoluten Quatsch“ bezeichnete Scharping die Aussagen von Rudy Pevenage, ehemalige sportliche Leiter vom Team Telekom (später T-Mobile) und langjährier Mentor von Jan Ullrich. „Nach dem Motto: Wenn alle betrügen, dann hat man nur eine Chance, wenn man mitbetrügt. Solche Methoden bringen den Sport um.“ Pevenage hatte infolge des USADA-Abschlussberichts eingeräumt, nur dann gegen Armstrong eine Chance gehabt zu haben, wenn man gedopt habe.
Foto: Bernd Schweickard