Kletterpartie nach Mailand: Vorschau 95. Giro d’Italia

Im dänischen Herning fällt am morgigen Samstag (5. Mai) der Startschuss für den 95. Giro d’Italia.

Mit einem 8,7 Kilometer langen Einzelzeitfahren wird die Italien-Rundfahrt 2012 erstmals in ihrer Geschichte in Dänemark eröffnet. Insgesamt ist es seit dem Jahr 1965 der zehnte Start der Giro-Geschichte außerhalb der Landesgrenzen Italiens.

Sprinter kämpfen um Rosa in Dänemark – Gedenken an Wouter Weylandt

Zwei weitere Etappen auf dänischem Boden folgen, auf denen sich die Sprinter mit dem Briten Mark Cavendish (Sky) an der Spitze austoben dürfen. Neben dem Weltmeister machen sich hier vor allem der Norweger Thor Hushovd (BMC Racing), der US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Barracuda) oder die beiden Australier Matthew Goss (GreenEdge) und Mark Renshaw (Rabobank) Hoffnung auf einen Tagessieg sowie das „Maglia Rosa“.

Bevor das Rosa Trikot samt dem kompletten Giro-Tross nach einem Transfer- beziehungsweise Ruhetag am Dienstag wieder italienischen Boden betritt, steht die 3. Etappe dabei ganz im Zeichen des im Vorjahr auf dem dritten Tagesabschnitt tödlich verunglückten Belgiers Wouter Weylandt. Die Freundin Weylandts wird als Ehrengast in Dänemark erwartet, die Etappe mit Start und Ziel in Horsens nannte der neue Giro-Renndirektor Michele Acquarone kurzerhand in „WW Special“ – Weylandts Spitznamen – um.

Kletterpartie für die Siegesanwärter

Nach der Rückkehr nach Italien folgt ein 32,2 Kilometer langes Mannschaftszeitfahren in und um Verona. Danach haben Sprinter und Ausreißer gleichermaßen die Möglichkeit, sich in die Siegerlisten der 95. Italien-Rundfahrt zu verewigen. Die große Zeit der Anwärter auf den Gesamtsieg kommt jedoch erst mit Ende der zweiten Woche. So endet das 14. Teilstück in der 2.001 Meter hohen Bergankunft in Cervinia am südlichen Fuße des Matterhorns endet.

Vier Berge, darunter der 2.236 Meter hohe Passo Giau, gibt es während der 17. Etappe zu überqueren. Auf der 19. Etappe sind bim zum Schlussaufstieg auf die Alpe Pampeago mehr als 5.000 Höhenmeter zu absolvieren. Den Höhepunkt erleben die Kletterfestspiele auf der 20. und zugleich vorletzten Etappe. Nach dem Aufstieg zum Passo del Tonale in 1.883 Meter Höhe folgt der gefürchtete Mortirolo, bei dessen 11,8 Kilometer langen Auffahrt Steigungen von bis zu 22 Prozent auf die Fahrer warten. Garniert wird die Königsetappe mit dem Schlussaufstieg zum legendären Stilfser Joch. Von 2.757 Meter über Meer blicken die Fahrer dann hinunter und haben fast 6.000 Höhenmeter in den Beinen.

Die Entscheidung über den Sieger der 95. Italien-Rundfahrt fällt schließlich in der lombardischen Metropole Mailand, wo mit dem 31,5 Kilometer langen Einzelzeitfahrt der Abschluss auf dem Programm steht. Nach insgesamt 3.504 Kilometern steht dann fest, ob es den neunten italienischen Sieger der letzten elf Austragungen gibt, oder ob ein ausländischer Fahrer das Rennen macht.

Scarponi führt italenische Favoriten-Riege an

Im Gegensatz zu Tour de France, bei der ausländische Fahrer zumeist den Gesamtsieg unter sich ausmachen, wird auch die Favoritenliste der ersten großen Landesrundfahrt von Einheimischen angeführt. An der Spitze der heimischen Siegesanwärter steht auch in diesem Jahr Michele Scarponi (Lampre-ISD). Der 32-Jährige darf sich seit dem 6. Februar Titelverteidiger nennen, nachdem dem ursprünglichen Sieger Alberto Contador (Spanien) der Titel durch das Doping-Urteil des Internationalen Sportgerichtshof CAS aberkannt wurde. In diesem Jahr will der ehemalige Fuentes-Kunde Scarponi den Titel außerhalb des Grünen Tisches in seinen Palmarès verbuchen.

Neben Scarponi peilt dessen zwei Jahre älterer Landsmann Ivan Basso (Liquigas-Cannondale) seinen dritten Giro-Sieg nach 2006 und 2010 an. Mit Damiano Cunego (30), Sieger der Austragung 2004, hat Scarponis Lampre-ISD-Mannschaft eine zweite italienische Trumpfkarte in der Hand. Ein Geheimtipp ist der ebenfalls aus dem Stiefelland stammende Domenico Pozzovivo (Colnago- CSF Inox). Der 29-Jährige beeindruckte mit seinen Kletterkünsten Ende April beim Giro del Trentino und steht bei den Experten seitdem auch für eine gute Giro-Platzierung hoch um Kurs.

Aus dem Kreise der ausländischen Fahrer werden neben dem Spanier Joaquim Rodriguez (32/Katusha), dem Tschechen Roman Kreuziger (25/Astana) sowie Fränk Schleck (32/RadioShack-Nissan) Chancen auf eine Podiumsplatzierung eingeräumt. Letzterer war gar nicht für einen Start vorgesehen, doch der Tour-de-France-Dritte 2011 „musste“ kurzfristig als Ersatz für den ursprünglich als Kapitän eingeplanten Dänen Jakob Fuglsang einspringen.

Deutsche Augen auf dem Team NetApp

Die Augen der deutschen Radsportfans werden in diesem Jahr vor allem auf die hellblau-weißen Trikots des deutschen NetApp-Rennstalls gerichtet sein. Der Zweitdivisionär aus dem oberbayerischen Raubling wurde von Giro-Veranstalter RCS Sport überraschend mit einer der begehrten Wildcards ausgestattet. Mit dem Vareler Markus Eichler sowie dem Amberger Andreas Schillinger stellt NetApp auch schon zwei Drittel des deutschen Teilnehmerfeldes. Dritter und zugleich letzter deutscher Starter ist der Hannoveraner Grischa Niermann vom niederländischen Rabobank-Rennstall.

Teilnehmende Teams: AG2R La Mondiale (FRA), Androni-Giocattoli (ITA), Astana Pro Team (KAZ), BMC Racing Team (USA), Colnago – CSF Inox (ITA), Euskaltel – Euskadi (ESP), Farnese Vini (ITA), FDJ – Big Mat (FRA), Garmin – Barracuda (USA), Katusha Team (RUS), Lampre-ISD (ITA), Liquigas-Cannondale (ITA), Lotto Belisol Team (BEL), Movistar Team (ESP), Omega Pharma – Quickstep (BEL), Orica.-GreenEdge Cycling Team (AUS), Rabobank Cycling Team (NED), RadioShack – Nissan (DEN), Sky Procycling (GBR), Team NetApp (GER), Team Saxo Bank (DEN), Vacansoleil-DCM Pro Cycling Team (NED)

Sieger der vergangenen zehn Jahre:

2011: Alberto Condator (ESP) Michele Scarponi (ITA)
2010: Ivan Basso (ITA)
2009: Denis Menchov (RUS)
2008: Alberto Condator (ESP)
2007: Danilo Di Luca (ITA)
2006: Ivan Basso (ITA)
2005: Paolo Savoldelli (ITA)
2004: Damiano Cunego (ITA)
2003: Gilberto Simoni (ITA)
2002: Paolo Savoldelli (ITA)

Deutsche Sieger: Fehlanzeige

Etappenplan:

05.05.2012: 1. Etappe Herning (DEN) 8,7 km (EZF)
06.05.2012: 2. Etappe Herning – Herning (DEN) 206 km
07.05.2012: 3. Etappe Horsens – Horsens 190 km
08.05.2012: 1. Ruhetag
09.05.2012: 4. Etappe Verona 32,2 km (MZF)
10.05.2012: 5. Etappe Modena – Fano 199 km
11.05.2012: 6. Etappe Urbino – Porto Sant’Elpidio 207 km
12.05.2012: 7. Etappe Recanati – Rocca di Cambio 202 km
13.05.2012: 8. Etappe Sulmona – Lago Laceno 229 km
14.05.2012: 9. Etappe San Giorgio nel Sannio – Frosinone 171 km
15.05.2012: 10. Etappe Civitavecchia – Assisi 187 km
16.05.2012: 11. Etappe Assisi – Montecatini Terme 243 km
17.05.2012: 12. Etappe Seravezza – Sestri Levante 157 km
18.05.2012: 13. Etappe Savona – Cervere 121 km
19.05.2012: 14. Etappe Cherasco – Cervinia 205 km
20.05.2012: 15. Etappe Busto Arsizio – Lecco/Pian dei Resinelli 172 km
21.05.2012: 2. Ruhetag
22.05.2012: 16. Etappe Limone sul Garda – Falzes/Pfalzen 174 km
23.05.2012: 17. Etappe Falzes/Pfalzen – Cortina d’Ampezzo 187 km
24.05.2012: 18. Etappe San Vito di Cadore – Vedelago 139 km
25.05.2012: 19. Etappe Treviso – Alpe di Pampeago 197 km
26.05.2012: 20. Etappe Caldes/Val di Sole – Passo dello Stelvio (Stilfser Joch) 218 km
27.05.2012: 21. Etappe Mailand 31,5 km (EZF)

Gesamtlänge: 3.504 Kilometer

Webseite des Rennens: http://www.gazzetta.it/Speciali/Giroditalia/2012

Starterliste des Veranstalters

Foto: Paul Emmett

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