Vorschau 96. Flandern-Rundfahrt: Neue Strecke, altbewährte Favoriten
Mit der Flandern-Rundfahrt steht am Sonntag (1. April) der prestigeträchtigste belgische Frühjahrsklassiker auf dem Rennprogramm.
Von den Organisatoren bekam die 96. Auflage der “Ronde van Vlaanderen” einen neuen Anstrich verpasst. Gestartet wird das Rennen wie gewohnt auf dem Marktplatz in Brügge und endet nach 255 Kilometern im neuen Zielort Oudenaarde. Dort wird das Rennen nach drei Zielrunden auf einem Rundkurs entschieden. In den letzten Jahren markierte stets Meerbeke den Zielstrich.
Erstmals seit 1981 verzichten die Veranstalter zudem auf die legendäre Mauer von Geraardsbergen, an der in den vergangenen Jahren die eine oder andere Auflage entschieden wurde. Acht Kopfsteinpflaster-Passagen und 16 der gefürchteten Hellingen (Anstiege) machen die “neue Ronde” nicht minder leicht.
Erstmals wird auch das deutsche NetApp-Team als eine von 25 Mannschaften auf dem Marktplatz in Brügge am Start stehen. Einen Anwärter auf den Sieg bei “Vlaanderens mooiste” (Das Schönste von Flandern) hat der ambitionierte Zweitdivisionär jedoch nicht im Gepäck. Dieser erlauchte Kreis erstreckt sich auch auf dem veränderten Kurs auf die altbewährten Kräfte.
Duell Boonen gegen Cancellara im Fokus
Wie in den vergangenen Jahren werden die Augen der flämischen Radsportfans vor allem auf ihren Nationalhelden Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step/Sieger 2005,2006) und den Schweizer Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan/Sieger 2010) gerichtet sein. Zumindest die Ergebnisse dieses Jahres sprechen für den Belgier, der bereits die beiden belgischen Rennen E3-Prijs-Harelbeke und Gent-Wevelgem gewinnen konnte. Die Bürde des Topfavoriten wird wohl diesmal auf den Schultern des wiedererstarkten Weltmeisters von 2005 gebürdet sein.
Im Vorjahr stahl Boonens belgischer Landsmann Nick Nuyens vom dänischen Saxo-Bank-Rennstall die Show und siegte etwas überraschend vor dem Franzosen Sylvain Chavanel (Omega Pharma-Quick Step) und Cancellara. Boonen gewann den Sprint der Verfolger und wurde Vierter. Zumindest Nuyens wird den beiden Kontrahenten in diesem Jahr keinen Strich durch die Rechnung machen – der 31-jährige zog sich bei einem Sturz bei der Fernfahrt Paris-Nizza einen Hüftbruch zu und muss in diesem Jahr zuschauen.
Neben Boonen und Cancellara schickt sich vor allem der Slowake Peter Sagan (Liquigas) an, seinen ersten großen Sieg bei einem Klassiker einzufahren. Auch der Sieger der Austragungen 2008 und 2009, der Belgier Stijn Devolder (Vacansoleil-DCM), scheint nach einer verkorksten Saison 2011 wieder in der Form für einen dritten Sieg bei wichtigsten belgischen Eintagesrennen.
Auch der Italiener Alessandro Ballan (BMC Racing) kann aus dem Jahr 2007 einen Ronde-Sieg vorweisen, dürfte bei der diesjährigen Austragung wie auch sein belgischer Teamkollege Greg Van Avermaet lediglich Außenseiterchancen besitzen. Komplettiert wird der engere Kreis der Siegesanwärter durch den französischen Vorjahreszweiten Chavanel, den Italiener Filippo Pozzato (Farnese Vini) sowie den Dänen Matti Breschel (Rabobank).
Degenkolb “reif” für einen Ronde-Sieg?
Mit Rudi Altig im Jahr 1964 und Steffen Wesemann 2004 konnten sich seit der Erstaustragung im Jahr 1913 erst zwei deutsche Fahrer in den Siegerlisten des Rennens verewigen. Der 23 Jahre alte Geraer John Degenkolb vom niederländischen Argos-Shimana-Rennstall ist bei seiner zweiten Teilnahme sicherlich ein Kandidat für die Top-10. Mit der Empfehlung von Platz 5 bei Mailand-San-Remo und einem sechsten Platz beim E3-Prijs-Harelbeke reist der Thüringer nach Brügge.
Dass es bereits in diesem Jahr für den ganz großen Wurf reicht, bezweifelt zumindest der letzte deutsche “Ronde”-Sieger Wesemann. “John Degenkolb hat das Zeug dazu, aber er ist vielleicht noch einen Tick zu jung und unerfahren”, wird der 41-jährige Wahl-Schweizer durch die Deutsche-Presse-Agentur dpa zitiert. Wesemann wäre sicherlich nicht sauer, würde er mit seiner Prognose falsch liegen.
Teilnehmende Teams: Accent Jobs – Willems Verandas (BEL), AG2R La Mondiale (FRA), Astana Pro Team (KAZ), BMC Racing Team (USA), Europcar (FRA), Euskaltel – Euskadi (ESP), Farnese Vini – Selle Italia (ITA), FDJ – Big Mat (FRA), Garmin – Barracuda (USA), GreenEdge Cycling Team (AUS), Katusha Team (RUS), Lampre-ISD (ITA), Landbouwkrediet (BEL), Liquigas-Cannondale (ITA), Lotto Belisol Team (BEL), Movistar Team (ESP), Omega Pharma – Quickstep (BEL), Project 1T4I (NED), Rabobank Cycling Team (NED), RadioShack – Nissan (LUX), Sky Procycling (GBR), Team NetApp (GER), Team Saxo Bank (DEN), Topsport Vlaanderen – Mercator (BEL), Vacansoleil-DCM Pro Cycling Team (NED)
Sieger der vergangenen zehn Jahre:
2011: Nick Nuyens (BEL)
2010: Fabian Cancellara (SUI)
2009: Stijn Devolder (BEL)
2008: Stijn Devolder (BEL)
2007: Alessandro Ballan (ITA)
2006: Tom Boonen (BEL)
2005: Tom Boonen (BEL)
2004: Steffen Wesemann (GER)
2003: Peter Van Petegem (BEL)
2002: Andrea Tafi (ITA)
Deutsche Sieger: Rudi Altig (1964), Steffen Wesemann (2004)
Webseite des Rennens: www.rvv.be
TV: Eurosport – 15:15 bis 17:00 Uhr (Live)
Foto: Kelly Steenlandt