Spanien steht hinter Contador
Mit kollektivem Unverständnis und Befremden hat die spanische Presse- und Sportwelt auf die Dopingsperre von Alberto Contador reagiert.
„Der Fall Contador erweckt den Eindruck, als herrschten im Kampf gegen das Doping Chaos und Willkür“, kommentierte El País den Schuldspruch der spanischen Galionsfigur durch den Internationalen Sportgerichtshof CAS. Als „kompletten Irrsin“, bezeichnet indes El Mundo den Schuldspruch der Lausanner Richter. „Der Sportgerichtshof verurteilt Contador, ohne zu wissen, was vorgefallen ist“, so das Blatt weiter.
Noch dramatischer formuliert die Sportzeitung Marca: „Der Internationale Sportgerichtshof hat den Verstand verloren. Die Verurteilung Contadors ist der Höhepunkt der Absurdität und ein skandalöser Handstreich. Sie verstößt gegen elementare Rechtsgrundsätze wie den der Unschuldsvermutung.“
Durchauch moderater kommentierte As: „Nun steht Spanien wieder als ein Land da, das Doping toleriert. Aber der Fall Contador darf nicht dazu dienen, den spanischen Sport insgesamt zu disqualifizieren. Spanien hat ernsthafte Dopingprobleme im Radsport und in der Leichtathletik. Man darf die Vorwürfe nicht auf andere Sportarten ausweiten.“
Nadal: „Das ist zum Heulen“
Vollste Rückendeckung bekam Contador zudem von spanischen Ausnahme-Tennisspieler Rafael Nadal zugesprochen, der über seinen Twitter-Kanal mitteilte: „Die Contador-Nachricht ist unglaublich. Es gibt keinen endgültigen Beweis, und sie geben ihm die Höchststrafe. Das ist zum Heulen.“ Contador habe seine „volle Unterstütung“, so der Weltranglistenzweite weiter.
Auch im spanischen Kollegenkreis wurde das Urteil teilweise hart kritisiert. So sagte Pedro Delgardo, Tour-Sieger des Jahres 1988: „Im Kampf gegen das Doping verlieren die Verantwortlichen die Orientierung. Das Strafmaß ist völlig übertrieben.“ Auch zwei andere spanische Titelträger äußerten Unverständnis über die Sperre ihres Kollegens.
„Das Urteil entbehrt jeder Logik. Man kann einen Profi nicht zu einer Sperre verurteilen, wenn ihm kein Doping nachzuweisen ist“, kommentierte der Sieger 2008, Carlos Sastre das Urteil. Selbiges nannte der fünfmalige Frankreich-Rundfahrt-Sieger Miguel Indurain als „lächerlich“. Auch der Titelträger 2006, Oscar Pereiro, glaubt, dass Contador „unschuldig ist.“
Foto: Bolks