Kittel erhielt UV-Behandlung zur Infektbehandlung

Erfolgreicher Jungprofi 2011: Marcel Kittel - Foto: Jon ThorntonDer mit der Dopingaffäre um den Erfurter Sportmediziner Dr. Andreas Franke in Verbindung gebrachte Marcel Kittel hat im Jahr 2008 einer der umstrittenen UV-Behandlungen erhalten.

Wie Iwan Spekenbrink, Teamchef von Kittels niederländischem Team Project 1t4i, dem Internetportal cylcingnews.com sagte, habe Kittel im Jahr 2008 den Mediziner aus Krankheitsgründen aufgesucht und habe von diesem eine UV-Behandlung erhalten.

„Marcel hat mir gesagt, dass er damals krank war und zu dem Arzt geschickt wurde“, so Spekenbrink. „Für ihn war das ein normaler Arzt, der ihm geholfen hat, als er krank war. Wie ich das verstehe, und ich bin kein Experte, handelte es sich dabei um eine Methode, die damals nicht verboten war. Dies war keine Transfusion, wo man literweise Blut herausnimmt und es wieder einführt. Es ist ein Verfahren, um bei einer Grippe die Widerstandskräfte zu stärken“, so der Teammanager weiter.

Auch Kittels Manager Jörg Werner, zugleich Teamchef des Radteams Thürninger Energie, hat inzwischen eine Verwicklung des 23-jährigen Arnstädters in die Affäre dementiert. Kittel sei weder von der Staatsanwaltschaft Erfurt noch von der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA befragt worden. In einem Beitrag der ARD-Sportschau wurde behauptet, dass Kittel einer von 28 Sportlern sein soll, die vom ehemaligen Vertragsarzts des Olympiastützpunkt Erfurts Franke zwischen 2006 und 2011 Blut entnommen bekamen und nach einer UV-Behandlung reinjeziert bekamen.

NADA bestätigt Ermittlungen

Die NADA bestätigt inzwischen den ARD-Bericht vom Sonntag, wonach gegen eine Eisschnellläuferin und einen Radsportler bereits Verfahren vor der Deutschen Institution für Schiedsgerichtsbarkeit (DIS) laufen und in 28 weiteren Fällen die Einleitung sportgerichtlicher Verfahren geprüft wird. Bei der der Eisschnellläuferin soll es sich nach ARD-Angaben um die Eischnellläuferin Judith Hesse handeln, der Radfahrer soll der 22-jährige Jakob Steigmiller vom Thüringer Energie Team sein. Dessen Teamchef Werner bestätigte zudem, dass Steigmiller vor der Staatsanwaltschaft und NADA aussagen musste.

Damit sind von der Affäre insgesamt 30 Sportler betroffen und nicht wie zunächst angenommen 28. Auf ihrer Webseite bestätigte die in Bonn sitzende NADA inzwischen, weitere Einsicht in die Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft zu erhalten. NADA-Vorstandsvorsitzende Andrea Gotzmann: „Wir erhoffen uns aus den neuen Unterlagen weitere Anhaltspunkte, um entscheiden zu können, bei welchen Sportlern wir weiter vorgehen.“

Wirksamkeit überbewertet

Die Wirksamkeit der UV-Bestrahlung wird indes von mehreren Wissenschaftlern in Frage gestellt. „Für Blutdoping sind größere Mengen nötig, sonst hat es keinen Sinn. Da braucht man mindestens 250 Milliliter“, sagt zum Beispiel Wilhelm Schänzer, Leiter des Instituts für Biochemie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Bei Franke ging es jedoch um Mengen von bis 50 Millilitern Blut, die anschließend über eine Injektion per Spritze wieder in den Körper zurückgeführt worden sind.

Ähnlich klingt die Einschätzung von Detlef Thieme, Leiter des Dopingkontrolllabors in Kreischa, der die UV-Bestrahlung von Blut für kein wirksames Dopingverfahren hält. „Das ist mehr im Bereich des medizinischen Okkultismus angesiedelt“, sagte Thieme zu MDR-Info. Es handle sich um eine Methode, „die schon eine lange Geschichte hat, ohne dass man je eine nachgewiesene Wirkung dokumentieren konnte“.

Zudem ist die UV-Bestrahlung erst seit Anfang 2011 auf der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA und fällt. Wann eine solche Behandlung stattgefunden hat, sei für die juristische Betrachtung von großer Bedeutung. Thieme warnt daher vor einer Vorverurteilung jener Athleten, die sich bei Franke in Behandlung befanden.

Foto: Jon Thornton

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