Suspekte Ergebnisse statt positive Armstrong-Proben in der Schweiz
Martial Saugy, Leiter des Anti-Doping-Labors im schweizerischen Lausanne, hat erstmals Stellung zu den angeblich vertuschten Doping-Proben von Tour-de-France-Rekordsieger Lance Armstrong bezogen.
Einen positiven Doping-Test Armstrongs bei der Tour de Suisse 2001, wie dessen ehemalige US-Postal-Teamkollegen Tyler Hamilton und Floyd Landis unlängst uniso behauptet hatten, habe es nach Aussage Saugys nicht gegeben. Dies sagte Saugy in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (Freitagsausgabe).
Zwar gab es seinerzeit vier „suspekte Ergebnisse“, waren diese jedoch anonym und hätten Doping nicht eindeutig belegt. „Die Tests wurden aber nicht unter den Tisch gewischt, und es stimmt auch nicht, dass die Resultate als positiv hätten interpretiert werden können“, so Saugy in dem Interview. Die Ergebnisse hätten von einem, aber auch von vier verschiedene Fahrern sein können.
„Nur der Verband, in diesem Fall die für den Radsport zuständige UCI“, Saugy auf die Frage, wer von den „suspekten“ Proben zum damaligen Zeitpunkt gewusst habe. „Bis im Frühsommer 2002 wussten wir absolut nicht, um wen es sich handelt. Dann gab es Hinweise, dass Lance Armstrong betroffen sein könnte“, so der Eidgenosse weiter.
Im Zuge der staatlichen US-Ermittlungen gegen Armstrong und das ehemalige US-Postal-Team waren schwere Vorwürfe gegen das vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) akkreditierte Labor laut geworden. Das Labor habe einen positiven EPO-Test Armstrong in Absprache mit dem Weltverband UCI unter den Teppich gekehrt, so der Vorwurf.
„Ich habe damals erstmals gesehen, was für eine Maschinerie in Bewegung gesetzt werden kann, um ein Ergebnis umzustossen, das für uns eindeutig ist. Wir haben beide Male gewonnen. Und ein paar Jahre später geben dann die Sportler alles zu und suchen mit Anschuldigungen neue Publizität. Die ganze Geschichte hat eine bittere Ironie, die für mich schwer zu akzeptieren ist“, sagte Saugy zu den Anschuldigen Hamiltons und Landis, die jahrelang Doping trotz positiver Tests leugneten.
Mit einem detaillierten Dopinggeständnis hatte in Floyd Landis ein ehemalige Armstrong-Helfer den Stein um Armstrong ins Rollen gebracht. Armstrong und das US-Postal-Team stehen im Mittelpunkt der staatlichen von Chefermittler Jeff Novitzky geleiteten Dopingermittlungen. Bereits 2006 hatte der Neuseeländer Stephen Swart, einst Armstrongs Teamkollege beim Team Motorola, über die Dopingpraktiken des 39-jährigen Texaners berichtet. Vor kurzem untermauerte mit Tyler Hamilton ein weiterer ehemalige US-Postal-Profi und Armstrong-Helfer die Vorwürfe in einem Interview in dem TV-Magazin „60 Minutes“ des US-Senders CBS.
Foto: Sjar Adona