Contador-Urteil ein fauler Kompromiss

Schuldig oder nicht: Alberto Contador? - Foto: BolksEin Jahr soll Alberto Contador sein neues Saxo-Bank-Sungard-Velo aufgrund eines positiven Dopingtests auf das Asthmamittel Clenbuterol für Rennen ruhen lassen.

Zu diesem (laxen) Urteil kam, allerdings noch nicht offiziell, der spanische Radsportverband RFEC, der den Fall des dreimaligen Tour-de-France-Siegers nach langem hin und her zu beurteilen und zu richten hatte. Das Urteil ist – mit Verlaub – ein Kuhhandel übelster Art.

Normalerweise sind für Dopingvergehen beziehungsweise gegen Verstöße gegen die Anti-Doping-Regularien der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA zwei Jahre Sperre vorgesehen. Warum der RFEC sich trotz eines eindeutigen Beweises nur auf ein Jahr Fahrverbot festgelegt hat, bleibt dessen alleiniges Geheimnis.

Der spanische (Rad-)Sport gewinnt durch diese Entscheidung sicherlich nicht an Glaubwürdigkeit, sollte diese überhaupt noch vorhanden sein. Das Image von Nationalheld Contador ist mit oder ohne Sperre bereits ramponiert genug und nicht unbedingt neu in seiner sportlichen Vita. Mit Dopingvorwürfen wird der Madrilene spätestens seit dem Jahr 2006 konfrontiert, als sein Name in Form der Initialen ‚AC‘ auf der berüchtigten Liste des spanischen Frauen- und Dopingarztes Eufemiano Fuentes auftauchte.

Contador hat und wird weiter behaupten, der verbotene Wirkstoff, der bei ihm am zweiten Ruhetag der Frankreich-Rundfahrt 2010 nachgewiesen wurde, müsse aus verunreinigten Rindfleisch kommen, das er in Form eines Steaks zu sich genommen hatte. Clenbuterol wurde schließlich jahrelang – und wie im Sport illegal – in der Kälbermast eingesetzt. Der Gang des Tour-Siegers der Jahre 2007, 2009 und 2010 vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS ist vorprogrammiert.

Unwillkürlich gelangt man hier zum Fall des deutschen Tischtennisspielers Dimitrij Ovtcharov, der trotz eines ebenfalls auf Clenbuterol anschlagenden Dopingtestes freigesprochen wurde. Der Weltranglistenzwölfte hatte die Probe am Rande des China Cups am 23. August 2010 abgegeben und ebenfalls auf kontaminiertes Fleisch zurückgeführt. Nach Abgabe eine Haarprobe und zahlreichen Gutachten wurde Ovtcharov des Dopingverdachts vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) freigesprochen.

Es ist müßig über die Verhältnismässigkeit der beiden Fälle zu diskutieren. Der Fall Contador ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die angeblichen Selbstheilungskräfte des Radsports total versagen und ihm die letzte Glaubwürdigkeit entziehen.

Foto: Bolks

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