Nur dabei statt mittendrin bei der Tour 2010

Bester Deutscher der 97. Tour de France: Andreas Klöden (RadioShack) - Foto: Allard BolksDie 97. Tour de France ist seit Sonntag Geschichte, Zeit eine kleine Bilanz aus deutscher Sicht zu ziehen.

Immerhin – vierzehn von fünfzehn am 3. Juli im niederländischen Rotterdam gestarteten deutschen Fahrer haben letztlich auch das Ziel auf dem Champs-Élysées in der französischen Hauptstadt Paris erreicht. Lediglich Tour-Debütant Roger Kluge (Milram) musste die Tour mit einem Kahnbeinbruch nach der achten Etappe aufgeben.

Ein schwacher Trost, den alles in allem fällt die Bilanz der Frankreich-Rundfahrt 2010 aus deutscher Sicht ziemlich bescheiden aus. Mit dem Cottbuser Andreas Klöden als 14. konnte sich immerhein ein Deutscher unter den besten 20. plazieren. Der Edelhelfer seines ebenfalls hinterherfahrenden Chefs Lance Armstrong war ohnehin nicht als Mann für die vorderen Plätze vorgesehen.

Viele Helfer – kein Häuptling

Erst auf Position 56. findet man mit dem Hannoveraner Grischa Niermann den nächsten deutschen Radprofi. Auch der Rabobank-Fahrer diente seinen Kapitänen Denis Menchov und Robert Resink „nur“ als Helfer, was mit dem dritten Gesamtrang für den Russen Menchov belohnt wurde. Ebenfalls wertvolle Dienste erfüllte Saxo-Bank-Profi Jens Voigt bei seiner 13. Tour-Teilnahme für seinen Kapitän Andy Schleck. Der Wahl-Berliner zeigte sich ebenso wie BMC-Racing-Fahrer Marcus Burghardt und Milram-Profi Johannes Fröhlinger in einer Ausreißergruppe, auch wenn der große Wurf letztlich ausblieb.

Weiter können zumindest das Prädikat „wertvoller Helfer“ der Erfurter Sebastian Lang (Omega Pharma-Lotto/für Jurgen Van Den Broeck), Danilo Hondo (Lampre/für Alessandro Petacchi), der Münchner Andreas Klier (Cervélo/für Carlos Sastre bzw. Thor Hushovd) sowie der Wittenberger Bert Grabsch (HTC-Columbia/für Mark Cavendish) für sich beanspruchen. Letzterer konnte zudem mit Platz drei beim Zeitfahren der 19. Etappe positiv auf sich aufmerksam machen.

Martin selbstkritisch

Der mit großen Hoffnungen in die Tour gestartete Cottbuser Tony Martin blieb hinter den eigens gesteckten Erwartungen zurück, auch wenn er sich sowohl im Prolog als auch im entscheidenden Zeitfahren nur dem Schweizer Weltmeister Fabian Cancellara geschlagen geben musste. Im Gesamtklassement war der gelernte Polizeimeister aus der US-Mannschaft HTC-Columbia jedoch schnell weit abgeschlagen und konnte seine ausgewiesenen Zeitfahrqualitäten danach in der Sprintvorbereitung für den Briten Mark Cavendish einbringen, was letztlich mit fünf Etappensiege belohnt wurde.

„Ich bin mit meiner Tour nicht zufrieden. Ich habe in der Vorbereitung Fehler gemacht, hätte die Kalifornien-Rundfahrt vielleicht weglassen, und bei der Tour de Suisse nicht voll Anschlag fahren sollen“, zog er ein ganz persönliches Fazit“, fasste der in Schweiz wohnende Martin selbstkritisch seine Leistungen zusammen.

Milram fährt hinterher

Eine absolute Enttäuschung war die Tour für die radelnenden Angestellten der Dortmunder Milram-Mannschaft, was auch mit dem 22. und damit letzten Platz in der Mannschaftswertung quittiert wurde. Zumindest ein zweiter Platz für den Pulheimer Ciolek hinter Sprint-Seriensieger Cavendish auf der 5. Etappe ließ kurzzeitig Hoffnung in Deutschlands einzigen ProTour-Team aufkeimen.

Ansonsten konnten weder Kapitän Linus Gerdemann noch der Deutsche Meister Christian Knees in Frankreich Eigenwerbung für einen neuen Sponsor des Teams betreiben, den Teamchef Gerry van Gerwen nach Absprung des Bremer Nordmilchkonzerns weiter händeringend und wohl vergeblich sucht. Als bester „Milchmann“ der Endabrechnung wird der Österreicher Thomas Rohregger auf Position 74. jenseits von Gut und Böse geführt.

Die Wahrscheinlichkeit, dass im kommenden Jahr eine Frankreich-Rundfahrt erstmals seit 1991 ohne eine deutsche Mannschaft stattfindet, nimmt immer mehr Gestalt an.

Plazierungen der deutschen Starter der 97. Tour de France:

14. Andreas Klöden (Ger) Team Radioshack 0:16:36 Minuten zurück
56. Grischa Niermann (Ger) Rabobank 1:46:32
80. Sebastian Lang (Ger) Omega Pharma-Lotto 2:29:38
84. Linus Gerdemann (Ger) Team Milram 2:36:15
90. Johannes Fröhlinger (Ger) Team Milram 2:49:23
91. Christian Knees (Ger) Team Milram 2:53:38
119. Fabian Wegmann (Ger) Team Milram 3:17:53
126. Jens Voigt (Ger) Team Saxo Bank 3:23:31
133. Gerald Ciolek (Ger) Team Milram 3:27:36
135. Danilo Hondo (Ger) Lampre-Farnese Vini 3:29:12
137. Tony Martin (Ger) Team HTC – Columbia 3:31:10
161. Marcus Burghardt (Ger) BMC Racing Team 4:00:47
168. Andreas Klier (Ger) Cervelo Test Team 4:17:16
169. Bert Grabsch (Ger) Team HTC – Columbia 4:23:01

Ausgeschieden: Roger Kluge (Team Milram) mit Kahnbeinbruch nach der 8. Etappe

Foto: Allard Bolks

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