Doping-Mittel in Hotel-Mülleimern

Logo: Veranstalter Tour de FranceEinen positiven Doping-Fall gab es auf der am Sonntag zu Ende gegangenen 96. Tour de France noch nicht, dafür erste Indizien, dass die Rundfahrt wohl doch nicht so sauber wie erhofft ablief.

Nach Informationen „Süddeutschen Zeitung und der französischen Zeitung „Le Monde fanden Beobachter der französischen Anti-Doping-Agentur (AFLD) in den Hotel-Mülleimern einiger Teams diverse verbotene Substanzen. „Wir haben einige schwere Medikamente gefunden, etwa eine Substanz, die Insulin produziert und normalerweise bei Diabetes genommen wird.“, sagte AFLd-Chef Pierre Bordry der „Süddeutschen“

Neue Mittel in Umlauf

Der 70-jährige Franzose Bordry führt seinen Verdacht weiter aus: „Wir sind der Überzeugung, dass bei dieser Tour zwei Medikamente benutzt wurden, die noch gar nicht auf dem Markt sind.“ Danach soll es sich um Hematide handeln, ein EPO-Imitat, das nach Angaben der „SZ“ erst ab 2011 bei Blutarmut verschrieben werden darf. Bei dem anderen Leistungs-Beschleuniger soll es sich um synthetisches Aircar handeln, das im Muskel die Kraftwerke vermehrt und Fett verbrennt. Für beide Mittel will das Pariser Labor in Châtenay-Malabry spätestens im Herbst einen Test erstellt haben.

Bereits während der diesjährigen Tour gab die AFLD bekannt, dass sie Blutproben von 15 Radprofis der Tour 2008 noch einmal auf CERA untersuchen werde. Dabei soll es sich um Fahrer aus den Top 20 der Gesamtwertung der vergangenen Tour handeln. Diese seien von Bordry bereits informiert worden sein.

Im vergangenen Jahr konnte die AFLD insgesamt sieben Fahrer während bzw. nach der Frankreich-Rundfahrt des Dopings überführen, darunter auch den Deutschen Stefan Schumacher und den Österreicher Bernhard Kohl aus dem ehemaligen Gerolsteiner-Team. Beide wurden mit dem EPO-Mittel CERA erwischt, wohl in dem Glauben, dass es noch kein Testverfahren für das Mittel gäbe – ein Irrglaube wie sich rausstellte.

Rüge an den Weltverband

Führte im vergangenen Jahr die AFLD die Kontrollen alleine durch, so ist bei der Tour 2009 auch der Weltverband UCI wieder für die Dopingkontrollen verantwortlich. Bordry bemängelte bereits während der „Großen Schleife“ die mangelnde Sorgfalt bei den Kontrollen durch die UCI: “Während unsere Kontrolleure einen starken Professionalismus verkörpern, scheinen die Kontrolleure der UCI die Kontrollen wesentlich gefälliger zu handhaben”, wurde der AFLD-Chef in der Presse zitiert.

Ein Grund für das Unbehagen des emsigen Anti-Doping-Kämpfers waren die Umstände einer Dopingkontrolle beim kasachischen Astana-Team nach der Etappe in Andorra. Dort wurden der spätere Gesamtsieger Alberto Contador, der Drittplazierten Lance Armstrong sowie Andreas Klöden und Levi Leipheimer erst 55 Minuten nach Eintreffen der UCI-Kontrolleure Blutproben entnommen, da die UCI-Mitarbeiter erst einmal auf einen Kaffee eingeladen wurden.

Geref enzieht weitere Glaubwürdigkeit

Vor wenigen Tagen hat ein Bericht des ARD-Magzins „Monitor“ die Glaubwürdigkeit des Radsports noch mehr in Frage gestellt. Das Magazin berichtete über den wohl äußerst beliebten Einsatz des noch nicht nachweisbare Mittel Geref. „Geref ist ein ernstes Problem. Es führt zu enormen Leistungssteigerungen“, erklärte David Howman, Generaldirektor der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) der ARD. Offenbar ist das Mittel seit zehn Jahren bekannt und seit zwei Jahren verstärkt im Leistungssport Einsatz. Die Einnahme von Geref führt zur Ausschüttung von Wachstumshormonen und verhilft so zu mehr Muskelmasse und schnellerer Regeneration.

Dies bestätigte der geständige Dopingsünder Bernhard Kohl aus Österreich: „Mir ist Geref schon seit zwei Jahren bekannt. Das müsste auch der WADA bekannt sein, hier ist mit Sicherheit auch ein bisschen geschlafen worden.“ Die Wirkung stehe außer Frage, deshalb, so der ehemalige Gerolsteiner-Profi, „wird es definitiv benutzt“. Auch der spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes hatte Geref offenbar in seinem umfangreichen Sortiment. „Monitor“ stützt sich dabei auf vorliegende Ermittlungsakten aus der „Operacion Puerto“

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