„Fast-Bergkönig“ Kohl steigt vom Rad

Bernhard Kohl - Foto: Christoph Sicars Der geständige Dopingsünder Bernhard Kohl hat am Montagvormittag auf einer Pressekonferenz in Wien seinen Rücktritt als Radprofi bekannt gegeben.

Momentan sitzt der 27-jährige ehemalige Gerolsteiner-Profi noch seine Zwei-Jahres-Sperre ab, auf das Rad steigen wird er als Rennfahrer nicht mehr. Dafür nannte der Kletterspezialist einen einleuchtenden Grund: “Ohne Doping gibt es keine Chancengleichheit im internationalen Spitzenfeld. Ich will ein Doppelleben, das auf Lügen basiert, nicht weiterführen. Deshalb ist endgültig Schluss”, sagte Kohl in einem Interview der Nachrichtenagentur APA. Er könne in “dem System, wie es im Sport leider Gottes herrscht, einfach nicht mehr leben”, so der gelernte Schornsteinfeger weiter.

“System ändert sich nicht”

Dass sich die Doping-Problematik im Radsport in naher Zukunft ändern könnte, bezweifelt Kohl indes. “Das System ist nicht anders wie vor einem Jahr, es wird sich nichts ändern.” Kohl hatte nach anfänglichem Leugnen jahrelanges, systematisches Doping zugegeben. Betreut wurde Kohl bei der unerlaubten Leistungssteigerung dabei von seinem Ex-Manager Stefan Matschiner, der noch vor kurzer Zeit in Untersuchungshaft saß.

Ob er sich in Zukunft die Ex-Kollegen im Fernsehen anschauen werde, wusste der abgestürzte Bergkönig der Tour de France 2008 noch nicht: ”Das ist schon schwer, also ich weiß nicht wie die Leistungen zustande kommen, aber es bringt trotzdem jeder eine sportliche Topleistung.” Die Leistungen in dem “System Radsport” seien gegenüber den “Mitstreitern immer ehrlich”

“Froh, dass es vorbei ist”

Kohl sei “jetzt froh, dass es vorbei ist.” Wäre er nicht bei den nachträglichen Tests zur Tour de France nachträglich positiv auf das EPO-Mittel CERA getestet worden, hätte der Geläuterte “natürlich weiter gemacht” Das Doping-Problem sei auch kein Problem des Radsports, sondern des Sports generell. Im Radsport werde einfach “genauer kontrolliert”, als zum Beispiel in der Leichtathletik, Schwimmen.

Kein “Doping-Kontakt” bei T-Mobile

Seit Ende 2008 kooperiert Kohl mit den in der Wiener Doping-Affäre ermittelnden Behörden. Namen von Kollegen werde er jedoch nicht nennen. Bei seinem ehemaligen Team T-Mobile sei er übrigens nicht direkt mit dem Thema Doping konfrontiert worden. Zwar sei ein “Gespräch” angedacht gewesen, doch bevor dieses stattfand, war Kohl bereits zu Gerolsteiner gewechselt. Der vor kurzem veröffentliche Abschlussbereicht der Untersuchungskommission, die sich zwei Jahre mit den Dopingpraktiken an der Universitätsklinik Freiburg beschäftigte, hatte jahrelanges, systematisches Doping bei dem deutschen Ex-Vorzeige-Team ans Tageslicht gebracht.

Im Kampf gegen das Doping muss nach Kohl und dessen eigener Erfahrung verstärkte Kontrolle bereits im Jugendbereich beginnen: „Wenn man schon Junge kontrollieren würde, wo man glaubt, da ist eh noch nichts, da würde man schon das Problem einmal lösen können“, sagte Kohl. Er selber habe mit 19 angefangen zu dopen, was sich wie ein roter Faden durch seine Karriere zog. Daher will Kohl künftig sich aktiv in der Doping-Prävention und Aufklärung engagieren, Vorträge halten und Radcamps organisieren.

Link zum kompletten Kohl-Interview

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