Der Ruhetag, der keiner ist

Die Hälfte der 95. Tour de France ist geschafft und der erste Ruhetag steht auf dem Programm. Zum dritten Male nach 2005 verbringt der Tour-Tross seinen Ruhetag in Pau.

Doch wer glaubt, die Fahrer legen an ihrem ersten freien Tag nach 1738,5 Kilometern faul die Beine hoch, der irrt gewaltig.
Wichtig ist es vor allem, dass die Fahrer den „angefahrenen“ Rhythmus beibehalten – sprich sich auch am Ruhetag zu bewegen. Und so steht für die Fahrer nach dem Ausschlafen und einem lockeren Frühstück zuerst eine kleine Ausfahrt auf dem Programm.

„Aktive Regeneration“, um die Muskeln nach den anstregenden Strapazen der ersten Woche besser zu durchbluten und den Stoffwechsel anzuregen. Wer faul ist riskiert am nächsten Tag einen gewaltigen Muskelkater – oder in der Radlersprache: „Schwere Beine“. Den Tagesrhythmus der Renntage weitgehend beizubehalten ist ganz wichtig, zuviel Zerstreuung und Entspannung ist verlockend – aber kontraproduktiv.

Meist nutzen die sportlichen Leiter diese Möglichkeit, um selber wieder einmal auf den Drahtesel zu steigen und mit ihren Fahrern ein paar Kilometer bei lockerem Tempo zu fahren. Nicht selten werden die Mannschaften dabei auch von einem Kamerateam und diversen Pressevertretern begleitet.

Nach dem 1,5 bis 3-stündigen Ausritt steht für alle Fahrer die obligatorische Massage auf dem Tagesplan, welche grad bei Renntagen bei vielen Pedaleuren zu kurz kommt. So kann jedes der geschundenen Beine einmal ausgiebiger als sonst durchgeknetet werden. Für gestürzte Fahrer bietet sich am Ruhetag die nötige Versorgung der Wunden

Gerade für den Träger des gelben Trikots gilt der Ruhetag als besonders stressig. Die große Anzahl der Pressevertreter besitzt ausreichend Wissensdurst, der gestillt werden will. Auch halten viele Teams eigens einberufene Pressekonferenzen ab, bei denen die Fahrer sich Zeit für die Pressevertreter nehmen – bzw. nehmen müssen.

Wer sich dann nicht der Meute der Journalisten stellen muss hat den Tag zur freien Verfügung. Viele Fahrer bekommen Besuch von ihren Familien oder Freunden und verbringen mit diesen ein paar Stunden. Andere suchen einfach etwas Ruhe am Hotelpool oder auf dem Zimmer mit einem Buch, dem Laptop oder mit einer der mittlerweile äußerst beliebten Spielekonsolen.

Nicht selten steht für den gewaltigen Tour-Tross auch eine Überführung in einen anderen Ort auf dem Programm, was erneut Stress für Fahrer und Betreuer erfordert. Und es gibt bestimmt nicht wenige Profis, die sich freuen wieder an den Start zur nächsten Etappe zu rollen.

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