47. ‚Rund um den Henninger Turm‘ mit Neun-Punkte-Anti-Doping-Programm

Rund um den Henninger Turm 2008
Der Veranstalter des traditionsreichen deutschen Frühjahrsklassikers „Rund um den Henninger-Turm“ geht im Kampf für einen dopingfreien Radsport neue Wege.

„Wir haben ein eigenes Anti-Doping-Programm aufgelegt und unterstützen die Mannschaften, die sich offensiv einem sauberen Radsport verschrieben haben“, sagt Bernd Moos-Achenbach, der am 1. Mai wiederum 20 Mannschaften auf die 179 Kilometer lange Schleife durch den Taunus schicken wird. „Das Interesse an unserem Rennen war enorm groß. Wir konnten leider nicht alle Teams berücksichtigen, die gerne in Frankfurt gestartet wären.“

Die beiden deutschen Teams Gerolsteiner und Milram führen die neun ProTour-Teams an, die am 1. Mai in Frankfurt unter besonderem Erfolgsdruck stehen dürften. Das T-Mobile-Nachfolgeteam High Road aus den USA ist ebenso dabei wie Silence-Lotto (Belgien), das Team CSC (Dänemark), Ag2R-La Mondiale, Crédit Agricole (beide Frankreich), Liquigas (Italien) und Rabobank (Niederlande).

Sieben der für Frankfurt gemeldeten Mannschaften gehören der M.P.C.C. (Mouvement pour un cyclisme crédible) an, zu deutsch „Bewegung für einen glaubwürdigen Radsport“. Sie steht für die strenge Einhaltung des Ethik-Codes des Radsport-Weltverbandes UCI und wurde vor dem Tour-de-France-Start 2007 in London von sieben deutschen und französischen Rennställen begründet. Mittlerweile zählt die Bewegung zwölf Mitglieder, von denen neben dem Team Gerolsteiner die französischen ProTour-Teams Crédit Agricole und Ag2R-La Mondiale für Frankfurt gemeldet haben.

Hinzu kommen das Team High Road, Rabobank sowie die Professional-Continental-Teams Skil-Shimano aus den Niederlanden und das Team Volksbank aus Österreich, das erst Anfang April in den Kreis der M.P.C.C. auf Probe aufgenommen wurde. Nicht zuletzt auch, um sicher am 1. Mai dabei sein zu können, haben sich die Team-Verantwortlichen der M.P.C.C. angeschlossen. „Das Team Volksbank scheint die Philosophie unserer Vereinigung zu teilen und verpflichtet sich, die gemeinsamen Standpunkte des Ethik-Codes zu respektieren und mit uns an einer sauberen Zukunft des Radsports zu arbeiten“, sagt M.P.C.C.-Präsident Roger Legeay, zugleich Teamchef von Crédit Agricole. Die Aufnahme einer zwölften Mannschaft sei eine passende Gelegenheit, „sich an die fundamentalen Prinzipien des internen Reglements zu erinnern“, sagt der Franzose, der zusammen mit Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer die Bewegung anführt. „Wir sind für totale Transparenz, wenden den Ethik-Code konsequent an, tauschen untereinander sämtliche Blutwerte der Fahrer aus und legen den Inhalt der Gesundheitspässe offen“, sagt Holczer. Letzteres soll helfen, den Missbrauch von ärztlichen Attesten, die beispielsweise das Spritzen von Kortison aus therapeutischen Gründen erlauben, zu unterbinden. Sollte ein Fahrer aus medizinischen Gründen (Beispiel: Bienenstich) mit Kortison behandelt werden müssen, verpflichten sich die Fahrer, eine 15-tägige Wettkampfpause einzulegen.

Nicht weniger als vier ehemalige Henninger-Turm-Sieger versuchen, sich am 1. Mai erneut in die Siegerliste einzutragen. Allen voran Rekordsieger Erik Zabel (1999, 2002, 2005) vom Team Milram, der unterstützt von seinem Teamkollegen Alessandro Petacchi das Gesetz der Serie, alle drei Jahre in Frankfurt zu gewinnen, fortsetzen möchte. Zabels letzter Sieg unter dem Henninger-Turm datiert aus dem Jahr 2005. Ein Jahr zuvor hatte sich der Niederländer Karsten Kroon unter widrigen Witterungsbedingungen durchgesetzt. Damals noch für das Team Rabobank unterwegs, fährt er heute für das dänische Team CSC, das mit dem Giro-Zweiten Andy Schleck an der Spitze nach Frankfurt anreist.

Gerolsteiner nominierte gleich zwei ehemaligen Henninger-Turm-Sieger: Neben dem Schweizer Markus Zberg (2001) triumphierte auch Davide Rebellin (2003) bereits beim größten deutschen Frühjahrsklassiker. Der kleine Italiener präsentierte sich in diesem Frühjahr bereits in bestechender Form, gewann beispielsweise die Fernfahrt Paris-Nizza und wurde beim Amstel Gold Race Vierter. Das Team High Road setzt in Frankfurt auf Sprintass Gerald Ciolek. Der Kölner war 2006 bereits einmal Zweiter bei „Rund um den Hennniger-Turm“.

Das von neun Pro-Tour-Mannschaften angeführte Feld der 20 Mannschaften wird von sieben Professional-Continental-Teams sowie vier deutschen Continental-Teams komplet-tiert. Letztere liegen Veranstalter Moos-Achenbach besonders am Herzen. Sind es doch zumeist die Profis der dritten Kategorie, die vom ersten Kilometer an das Feld attackieren und ihr Heil in einer frühen Flucht suchen.

Das Neun-Punkte-Programm:

1. Dr. Harald Hake koordiniert als unabhängiger Experte bei „Rund um den Henninger-Turm“ sämtliche Anti-Doping-Maßnahmen. Dr. Hake ist leitender Arzt der Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie in den Städtischen Kliniken Frankfurt a. M. – Höchst. Er arbeitete bereits als ärztlicher Betreuer bei deutschen Meisterschaften, Europa- und Weltmeisterschaften.

2. Alle geplanten Anti-Doping-Maßnahmen werden im Einvernehmen mit dem Bund Deutscher Radfahrer und dem Weltverband UCI umgesetzt.

3. Der Vertragsabschluss mit den Teams beinhaltet eine zusätzliche Ehrenerklärung der Team-Chefs für ihre Fahrer. Diese Ehrenehrklärung soll ein Signal nach außen sein und die Teams mit ihren Fahrern moralisch verpflichten.

4. Der Umfang der Dopingkontrollen wird erhöht. Zu den von den Verbänden vorgesehenen Dopingkontrollen wird pro Team eine weitere Dopingprobe genommen. Die Auslosung der Fahrer erfolgt 40 Kilometer vor dem Ziel.

5. Das Chaperon-System, das es bei „Rund um den Henninger-Turm“ schon immer gab und als ein „Fänger-System“ bezeichnet wurde, wird für alle zur Dopingkontrolle ausgelosten Fahrer umgesetzt. Die Begleitpersonen fangen die Radprofis im Zielauslauf ein und begleiten sie direkt zur Dopingkontrolle. Dies wird durch ein Schleusensystem im Zielauslauf garantiert.

6. Die durchgeführten Doping-Kontrollen und die realisierten Anti-Doping-Maßnahmen werden nach ihrer Auswertung dokumentiert.

7. Auf dem Eventgelände wird für die Jugendlichen ein Anti-Doping-Aufklärungsstand installiert.

8. Der Slogan des Rennens „Doping – nein danke!“ wird sowohl auf 6000 Helfer- und Starterbeutel als auch auf die Spannbänder bei der Anti-Doping-Kontrolle gedruckt. Außerdem erscheint der Slogan in regelmäßigen Abständen auf sechs Videoleinwänden und hängt in Form eines Schildes unter der Zeitnahme im Ziel.

9. Im Rahmen ihrer Anmeldung müssen die Breitensportler einen Fairness/Antidoping-Appell akzeptieren. Diese Maßnahme soll der Prävention dienen.

Quelle: www.henninger-rennen.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.