Roger Kluges Tour-Tagebuch: Geld für die IAM-Kasse und Freundschaftsdienste für König
Guten Morgen Liebe Leser! Es war zwar gestern die längste Etappe, aber so viel mehr gibt es deswegen gar nicht zu schreiben.
Vorne weg, ich hatte es nicht geplant in die Gruppe zugehen! Es hat wie erwartet lange gedauert, bis sie stand, aber wir wollten eigentlich mit Martin, Chava, Seb, Jèrome oder Marcel drin vertreten sein, eben wegen dem letzten großen Berg. Ich habe quasi immer nur wieder versucht Tempo ins Feld reinzubringen, da fünf Mann schon mit 30 Sekunden enteilt waren. So das die anderen im günstigen Fall hinspringen können.
Aber auf einmal tat sich hinter mir eine Lücke auf und ich fuhr mit drei Anderen vor zu den mittlerweile acht Leuten. Somit waren wir dann 12 in Spitze, harmonierten gut und hatten schnell knappe zwei Minuten Vorsprung. Da Garmin die Gruppe verpasst hatte, machten die aber hinten Tempo und kamen bis 20-30 Sekunden heran. Dann sprangen noch mal neun Fahrer weg vom Feld und schlossen zu uns auf. Nun waren wir 21 Mann, eine riesen Gruppe. Danach war Ruhe im Feld und sie ließen uns fahren, fast bis zu 13 Minuten vorne weg. Da war klar, dass der Sieger aus unserer Gruppe kommen wird.
Aber es war auch klar, dass ich es nicht sein werde! Der letzte Berg war einfach nix für den schwersten aus der Gruppe, aber ich hatte mir ein anderes Ziel gesetzt und wollte wenigstens die Sprintwertung gewinnen. Das tat ich auch und wertete unsere Teamkasse um 1500 Euro auf, immerhin! Sobald wir in den letzten Berg rein sind und das Tempo erhöht wurde, musste ich auch sofort reißen lassen. Ich fuhr in meinem Rhythmus hoch und wurde günstigerweise kurz vor der Bergwertung von den Klassmentfahrern um Nibali eingeholt. Ich versuchte kurz bei Valverde am Rad mitzufahren, konnte aber nur 50 Meter mithalten. Kurz nach der Kuppe überholte mich dann Leo König von Netapp. Wir fuhren die Abfahrt zusammen runter und ich half ihm zu der Gruppe um Nibali, Pinot und Valverde wieder aufzuschließen. Ein kleiner Freundschaftsdienst und meine Art mich noch einmal für das Jahr bei Netapp-Endura zu bedanken.
Zudem packte mich das Race-Feeling und ich hatte Spaß dabei! Ich hätte natürlich auch nur runter rollen können die Abfahrt, aber das wäre ja langweilig gewesen. Es war eine Interessante Erfahrung! Im Nachhinein hätte ich so etwas lieber für Mathias Frank getan, aber der muss ja leider von zu Hause zuschauen. Dann kann es auch schon mal geplant sein, dass ich in die Gruppe gehe, um eben genau für diesen Fall da zu sein, nur mal als Beispiel. Es war zwar der bis dahin längste Tag für mich, aber ich habe mich gut gefühlt nach dem Rennen, wie auch schon vor dem Rennen.
Der Ruhetag hat mir richtig geholfen, und die Erkältung scheint nun auch weg zu sein. Jetzt muss ich nur noch die zwei nächsten Bergetappen überstehen, und dann ist Paris schon zum Greifen nahe!
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Zum zweiten Mal nach 2010 (damals Team Milram) nimmt Roger Kluge an einer Tour de France teil. In seinem Tour-Tagebuch berichtet der 28 Jahre alte Eisenhüttenstädter von seinen Erlebnissen von der 101. Frankreich-Rundfahrt, die er im Trikot der schweizerischen IAM-Equipe bestreitet.
Webseite Roger Kluge: http://rogerkluge.com
Foto: SilkeOnTour / flickr