Roger Kluges Tour-Tagebuch: Zwei leidvolle Tage nach dem Ruhen
Nach dem Ruhetag geht es jetzt zum zweiten Abschnitt der Tour de France und des Tagebuches.
Tut mir leid liebe Leser, dass ihr zwei Tage warten musstet. Okay, Ruhetag war nun mal Ruhetag. Da ist nicht viel passiert und ich habe auch so wenig wie nötig gemacht. Dennoch kurze Zusammenfassung: ausgeschlafen bis 10 Uhr, 10:30 Uhr kurzes Meeting, 11:15 Uhr 1,5 Stunden Radfahren, 13:30 Uhr Mittag, 15 Uhr Massage, Nickerchen und 19 Uhr Abendessen.
Dann folgten zwei sehr heiße Tage mit mittelschweren Etappen. Meine Erkältung ist nach dem Ruhetag noch nicht wirklich besser gewesen. Die 11. Etappe war anfangs leicht wellig und es dauerte ein Weile bis die Gruppe stand. Dort musste ich schon ordentlich leiden und ans Limit gehen, um überhaupt in der Reihe zu bleiben. Ich habe einfach sehr schwer Luft bekommen und ein Puls von 150 Schlägen hat sich angefühlt, als hätte ich schon 170-180 Herzschläge!
So musste ich quasi bei jeder kleinen Welle leiden, es hat einfach kein Spaß gemacht! Selbst als das Gruppetto sich gebildet hatte, rang ich um Sauerstoff und hatte Mühe zu folgen. Dazu dann noch die Hitze, die mir von Stunde zu Stunde mehr Kopfschmerzen bereitete. Aber ich habe es ins Ziel geschafft. Allgemein gesehen, war das mein schlechtester Tag auf dem Rad während der Tour. Abends lies ich dann auch die Massage weg und bekam stattdessen eine Lymphdrainage und Akupunktur. Zusätzlich inhalierte ich um die Atemwege frei zu bekommen.
Heute Morgen habe ich mich dann schon ein wenig besser gefühlt. Die Nase war etwas freier, aber leichte Kopfschmerzen immer noch vorhanden. Es sollte noch heißer werden. Das Profil war zwar minimal leichter, aber es standen zwei Anstiege drauf mit insgesamt 25 km bergauf. Das hieß lange im oberen Pulsbereich fahren. Im Rennen ging es ein bisschen besser und ich konnte das Tempo gut mitgehen. Mein Puls pendelte meistens so zwischen 160-170 Schlägen. Als sich dieses Mal das Gruppetto um Marcel Kittel bildete, konnte ich noch mithalten im Peleton. Und ich hätte es über den letzten Berg auch fast geschafft, bin aber 1-2 Kilometer vor der Kuppe wirklich explodiert und hab die Abfahrt dann runter ins Ziel locker gemacht. Kopfschmerzen hatte ich allerdings immer noch nach dem Rennen.
Jetzt im Hotel wurde es minimal besser. Die Etappe hat mir wieder etwas Mut gemacht, um auch die nächsten zwei Tage in den Alpen zu überstehen. Ich werde jetzt wieder die Akupunktur bekommen und dann geht es ins Bett. Ich hab euch mal ein Bild angefügt. Meine Freundin sagt, ich sehe aus wie ein Kaktus. =) Wenn es hilft. Hoffentlich kann ich morgen von einem noch besseren Tag berichten…
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Zum zweiten Mal nach 2010 (damals Team Milram) nimmt Roger Kluge an einer Tour de France teil. In seinem Tour-Tagebuch berichtet der 28 Jahre alte Eisenhüttenstädter von seinen Erlebnissen von der 101. Frankreich-Rundfahrt, die er im Trikot der schweizerischen IAM-Equipe bestreitet.
Webseite Roger Kluge: http://rogerkluge.com
Foto: SilkeOnTour / flickr