Das Radsportjahr 2007 – Schlimmer geht nimmer ?

Die Radsportsaison 2007 ist schon seit Oktober zu Ende, nun neigt sich auch das Jahr 2007 dem Ende entgegen. Zeit eine kurze Bilanz zu ziehen, auch wenn diese Bilanz jedem Radsportfan die Tränen in die Augen treiben dürfte.

Glaubte man schon mit Ende des Jahres 2006 der Radsport sei an seinem absoluten Tiefpunkt angelangt, so kommt man mit dem Abschluss von 2007 zur traurigen Erkenntnis: Es geht noch tiefer! Vielleicht glaubte man auch zu sehr nach der Tour de France 2006 würde der Radsport zu einer Art Selbstreinigung ansetzen. Weit gefehlt!

Der Zeitpunkt jedenfalls schien ideal: Jan Ullrich und Ivan Basso ausgeschlossen von ihrem absoluten Saisonhöhepunkt wegen ihrer Kontakte zum spanischen Dopingarzt Eufemiano Fuentes. Die Namen von weiteren 49 Fahren,veröffentlicht durch die spanischen Ermittlungsbehörden. Neben Ullrich sollte dort auch der Name Jörg Jaksche auftauchen – Codename „Bella Jorg“. Kurz nach Ende der Tour wird erstmals ihr Sieger – der Amerikaner Floyd Landies – des Dopings überführt und ihm später der Titel aberkannt. Alle schworen sich einen Neuanfang im Jahre 2007. Doch es wurde noch schlimmer.

Viele der in den Fuentes-Skandal verwickelten Fahrer stehen zu Beginn des Jahres wieder in Lohn und Brot bei diversen Rennteams. Der Italiener Ivan Basso heuerte bei Discovery Channel als Armstrong-Nachfolger an – beendet wird das Dienstverhältnis kurz bevor Basso eingesteht. Ihm wird nachgewiesen, Blutkonserven in Madrid gelagert zu haben. Hätte das Team zu jenem Zeitpunkt gewusst, dass es ein paar Monate später mit dem Spanier Alberto Contador den späteren Sieger der Tour de France stellen würde, man hätte Basso wohl nie verpflichtet. Achso – der Name Contador konnte übrigens auch auf der Liste des angeblichen Fuentes-Kunden ausfindig gemacht werden.

2007 wurde zum Jahr der Geständnisse. Ins Rollen gebracht wurde die Geständniswelle diverser Radprofis durch ein Buch des ehemaligen Betreuers des Team Telekoms Jeff d‘ Hont. In diesem erklärte der Belgier d‘ Hont, dass im Team Telekom jahrelang systematisch und unter Aufsicht von Teamleitung und Teamärzten gedopt wurde.

Der Ex-Telekom-Profi Bert Dietz machte in der Latenight-Talkshow „Beckmann“ den Anfang: Er lässt als Erster die Hosen runter und schildert sehr detailliert, wie es bei dem ehemaligen Vorzeige-Rennstall hinter der sauberen Fassade unter dem Deckmantel der Deutschen Telekom AG zuging. Seine ehemaligen Weggefährten Zabel, Aldag, Henn, Bölts und Riis folgten ihm und gestanden teilweise unter Tränen, ab und an mal mehr als nur Wasser und Pasta vor einem Rennen zu sich genommen zu haben. Jan Ullrich hingegen betont  immer wieder „..nie jemanden betrogen zu haben“ und beendet offiziell seine Karriere.

Erik Zabel strampelt bei Milram weiterhin über die Straßen und Rolf Aldag steht weiter beim Team T-Mobile in der sportlichen Verantwortung. Immer wieder propagiert das Team seinen „Null-Toleranz-Kurs“ gegen Doping und sammelt durch Patrik Sinkewitz bei dem Traditionsrennen „Rund um den Henninger Turm“ Siege einer jungen, angeblich sauberen Generation ein. Ein paar Monate später sollte dieser Sieg einen faden Beigeschmack bekommen.

In die Reihe der Geständigen reihte sich kurz vor Beginn der Tour de France ein gewisser „Bella Jorg“ ein – der Franke Jörg Jaksche. Seine Geständnis sollte die Radsportwelt nun noch mehr aus seinem Fundament lösen, als er durch die halbseidigen Geständnisse von Zabel, Aldag und Co bereits entwurzelt war. Neben den Geflogenheiten bei seinen Rennställen Polti, Telekom, ONCE, CSC, Liberty Seguros und Astana-Würth nannte Jaksche Ross und Reiter und wie die Welt Profiradsport funktioniert.

Dann kam die Tour de France und das Unheil nahm erst richtig seinen Lauf. Dazu mehr im zweiten Teil.

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