Grüne Bohnen als „Siegeressen“ für überraschten Martin

Mit einem beeindruckenden Comeback ist Tony Martin drei Wochen nach seinem schweren Trainingsunfall bei Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt in den Rennzirkus zurückgekehrt.

„Heute habe ich mich selber überrascht“, sagte nach Ende des 51. hessischen Radklassikers nicht etwa der italienische Überraschungs-Sieger Moreno Moser (21/Liquigas), sondern der 27-jährige Martin. Der Omega-Pharma-Quick-Step-Profi hatte das 200 Kilometer lange Rennen durch den Taunus und die Main-Metropole Frankfurt auf Platz vier beendet, durfte sich jedoch als der heimliche Sieger des traditionsreichen Radklassikers am „Tag der Arbeit“ fühlen.

Knapp 50 Kilometer vor dem Ziel hatte sich der in der Nähe von Eschborn aufgewachsene Zeitfahr-Weltmeister bei der zweiten Überquerung des Mammolshainer Bergs vom Feld absetzen können. Zwar schlossen kurz nach der dritten und letzten Überquerung des bis zu 28 Prozent steilen Taunus-Stiches der spätere Sieger Moser, dessen deutscher Teamkollege Dominik Nerz sowie der Russe Sergey Firsanov (RusVelo) wieder zu dem gebürtigen Cottbuser auf, doch seinen Stempel hatte Martin „seinem Heimrennen“ zu diesem Zeitpunkt schon längst aufgedrückt.

„Einmalig und unglaublich“

„Die letzten beide Male den Berg hoch waren einmalig und unglaublich in meiner Karriere“, schilderte ein sichtlich bewegter Martin seine Eindrücke in seiner ehemaligen Wahlheimat, in der im Alter von vier Jahren aus Cottbuser übergesiedelt war. Mittlerweile liegt sein Lebensmittelpunkt in Kreuzlingen auf der schweizerischen Seite des Bodensees. Dort war er vor genau drei Wochen im Training mit einem Auto kollidiert und hatte sich Verletzungen an der Schulter und im Gesicht zugezogen. An den schlimmen Sturz erinnerten am „Tag der Arbeit“ lediglich ein rotes Pflaster am linken Arm, sowie ein noch blutunterlaufenes linkes Auge, das jedoch gut unter der Sonnenbrille versteckt war.

Als wirkliche Beeinträchtigungen empfand der gelernte Polizeimeister die Verletzungen jedoch nicht. „Meine Gesichtsverletzungen haben mich übrigens in keinster Weise beeinflusst. Im Rennmodus blendet man solche Dinge ohnehin aus. Nur wenn ich aus niedrigen Geschwindigkeiten heraus beschleunigen muss, bin ich noch ein wenig durch die Prellung der zwei Rippen und dem Oberarm beeinträchtig, weil man da viel aus dem Oberkörper heraus arbeiten muss“, so Martin auf seiner Webseite.

Grüne Bohnen als „Siegeressen“

Dem finalen Antritt des späteren Sieger Mosers 900 Meter vor dem Ziel hatte dann auch Martin nichts mehr entgegenzusetzen, was Martin jedoch keinen Anlass zur Enttäuschung bot. „Der vierte Platz geht schließlich auch in Ordnung. Mit dem Podium hatte ich zwar geliebäugelt und mich auf das Hinterrad von Dominik Nerz konzentriert. Dass dann der vermeintlich schwächere Moser angreift, hatte ich nicht erwartet“, so der 27-Jährige.

Als Belohnung für seinen aufopferungsvollen Ritt durch den Taunus bekam Martin von Mutter Bettina übrigens grüne Bohnen als Abendessen im heimischen Niederhöchstadt offeriert. „Bohnen? Das ist natürlich kein Siegeressen“, kommentierte Sohnemann Martin sein angebliches Lieblingsessen direkt im Anschluss und kündigte ein „klärendes“ Gespräch mit der Mama an.

Foto & Lizenzbedingungen: Laurie Beylier

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