Mit Tour-de-Suisse-Schwung zu den Meisterschaften

Andreas Dietziker (Team NetApp) - Foto: RothDie 75. Tour de Suisse ist seit Sonntag Geschichte und hier meine Eindrücke der letzten Tage durch meine Heimat.

Mit der vierten Etappe konnten wir sehr zufrieden sein. Cece (Cesare Benedetti) fuhr mit zwei Leuten den ganzen Tag in der Fluchtgruppe. Seine Superleistung wurde mit der Auszeichnung zum aktivsten Fahrer belohnt. Auch das Finale war dann perfekt für uns. Die besten Sprinter fielen ab, doch es blieb noch eine größere Gruppe zusammen. Daryl (Impey) holte einen starken 10. Platz und mit Bartosz (Huzarski) und mir kamen nochmals zwei unter die ersten 20.

Gleich die erste Attacke der fünften Etappe sorgte für die Spitzengruppe des Tages. Vom Team NetApp war Jan (Barta) mit dabei. Somit hatte ich einen ruhigeren Tag als erwartet. Die Fahrt durch mein Trainingsgebiet war grandios. Das OK von Tobel-Tägerschen hat super Arbeit geleistet und die Leute an die Straßen geholt. Ich bin noch nie so schnell durch den Hinterthurgau geradelt, doch die Kulisse ließ mich die Anstrengungen vergessen.

Nachdem wir Jan eingeholt hatten, schlug ich bei der Sprintwertung in Aadorf zu. Ich bin stolz, dass mich so viele Leute unterstützten. Ganz speziell mein Fan-Club bei der Wähen-Alp. Im Schlusssprint reichte die Kraft nicht mehr für einen Spitzenplatz, doch unser Team hatte erneut einen super Auftritt. Dies sind Tage, für die ich bei Wind und Wetter auf’s Rad steige, um zu trainieren. Vielen Dank!!!

Der Empfang am Start in Tobel-Tägerschen auf der sechsten Etappe war umwerfend! Mit lauten Sprechchören wurde ich auf die Bühne zum Einschreiben gerufen. Es war so schön, die vielen bekannten Gesichter zu sehen, dass ich gerne noch eine Weile dort geblieben wäre. Motiviert durch die Unterstützung meiner Fans, besonders am Rüetschberg, attackierte ich dann fleißig. Aber plötzlich wurde das Rennen in Bauma neutralisiert. Wie wir später erfahren haben war es wegen des Sturzes von Soler. Danach fühlte ich mich nicht mehr so gut, den schweren Anstieg nach Malbun kämpfte ich mich im Grupetto hoch, damit ein paar Kräfte für die nächste Etappe übrig blieben.

Die siebte Etappe war eines der schwersten Rennen, das ich je gefahren bin. 220 km mit 3500 Höhenmetern. Nach extrem schnellen 80 km, stand die 17-köpfige Gruppe des Tages in Tiefencastel – und ich war mit dabei. Es zahlte sich aus, dass ich gestern ruhig im Gruppetto nach Malbun fuhr. Es folgte ein Kampf gegen das Feld. Als einziger Schweizer in der Gruppe feuerten mich viele Zuschauer an. Besonders motivierte mich mein Götti (schweiz. für Patenonkel) auf dem Flüelapass. Auf dem letzten Bergpreis vor dem Schlussanstieg, 40 km vor dem Ziel, glaubte ich noch daran, dass wir durchkommen. Meine Kräfte waren aber schon ziemlich am Ende. Im Schlussanstieg nach Serfaus musste ich mein Tempo fahren. Mit den letzten Reserven rettete ich mich als 15. noch vor den Ersten des Feldes ins Ziel. Die große Müdigkeit wich langsam dem Stolz über meine starke Leistung…

Am nächsten Tag machte sich der Ritt über die Alpen am Vortag bemerkbar. Meine Beine wollten nicht so drehen, wie ich es mir vorgestellt habe. Mit Jan war das Team NetApp aber erneut in der Spitzengruppe vertreten.

Das abschließende Zeitfahren durch den Kanton Schaffhausen war sehr anspruchsvoll. Nebst einigen Steigungen sorgte ein starker Wind für viele Rhythmuswechsel. Bei mir lief es anfangs nicht so gut, ich hatte auf der kleinen Scheibe Probleme mit der Schaltung. Später wurde es dann etwas besser, doch für eine gute Zeit fehlten mir die Beine.

Die Tour de Suisse ist für unser Team super gelaufen. Jetzt freuen wir uns aber alle auf zu Hause! Nach ein paar Tagen Erholung beginnt dann die Vorbereitung auf die Landesmeisterschaften. Dorthin wollen wir den Schwung aus der Tour de Suisse mitnehmen.

So denn – bis bald mal wieder!

Euer Andreas

——————————————————————–

Andreas Dietziker (28) fährt seit dem 1. Juli 2010 für das deutsche ProContinental-Team NetApp. Zuvor stand der Schweizer bei der österreichischen Mannschaft Vorarlberg-Corratec bzw. Volksbank-Corratec (2008-Juli 2010), der italienischen LPR-Equipe (2006-2007) und dem tschechischen Team Ed‘ System ZVVZ (2005) unter Vertrag.

Seinen größten Erfolg feierte der Allrounder mit Zeitfahrqualitäten bei der Bayern-Rundfahrt, die er im Jahr 2008 als Gesamtzweiter beendete. In vergangenen Jahr konnte der Eidgenosse zum zweiten Mal nach 2007 den Giro del Mendrisiotto im Schweizer Kanton Tessin gewinnen.

Von der 75. Tour de Suisse (11. bis 19. Juni) berichtet Andreas von seinen Erlebnissen bei der ersten WorldTour-Rundfahrt seiner NetApp-Mannschaft in der jungen Geschichte des Rennstalls.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.